Beispiele
Klausur
An der Klausur zu einer Lehrveranstaltung im Hauptstudium nehmen
Studenten teil und erreichen die nachstehenden Punktzahlen.
Tabelle 1:
Student
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A
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B
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C
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D
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E
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F
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G
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Punktzahl
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10
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11
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11
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12
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12
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12
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16
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Für das Merkmal
= "Punktzahl der Klausur" resultiert in der Grundgesamtheit folgende Häufigkeitsverteilung.
Tabelle 2:
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Aus dieser Verteilung lässt sich für das Merkmal
in der Grundgesamtheit der Mittelwert, die Varianz und die Standardabweichung berechnen:
Wird eine Klausur zufällig aus dieser Grundgesamtheit ausgewählt und die Punktzahl festgestellt, so erhält man eine Zufallsvariable, die auch mit
bezeichnet wird, da sie inhaltlich gleich dem Merkmal definiert ist, und die Zufallsvariable ebenfalls nur die möglichen Werte 10, 11, 12 oder 16 annehmen kann.
Die relativen Häufigkeiten entsprechen den Wahrscheinlichkeiten, mit denen eine Klausur mit der entsprechenden Punktzahl gezogen wird.
Die Zufallsvariable
weist somit die Wahrscheinlichkeitsfunktion
und die Verteilungsfunktion
wie in der Tabelle 2 angegeben sowie den Erwartungswert
und die Varianz
auf.
Zufallsauswahl mit Zurücklegen
Aus der Grundgesamtheit werden
Klausuren mit Zurücklegen entnommen.
Für die erste Ziehung erhält man eine Zufallsvariable
"Punktzahl der ersten gezogenen Klausur" und für die zweite Ziehung entsprechend eine Zufallsvariable
"Punktzahl der zweiten gezogenen Klausur".
und
sind die beiden Stichprobenvariablen.
Die Tabelle 3 zeigt alle möglichen Stichproben vom Umfang
mit Zurücklegen und unter Beachtung
der Reihenfolge.
Tabelle 3:
1. Klausur
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2. Klausur
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10
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11
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11
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12
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12
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12
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16
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10
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10;10
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10;11
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10;11
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10;12
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10;12
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10;12
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10;16
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11
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11;10
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11;11
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11;11
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11;12
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11;12
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11;12
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11;16
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11
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11;10
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11;11
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11;11
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11;12
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11;12
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11;12
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11;16
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12
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12;10
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12;11
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12;11
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12;12
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12;12
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12;12
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12;16
|
12
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12;10
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12;11
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12;11
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12;12
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12;12
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12;12
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12;16
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12
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12;10
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12;11
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12;11
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12;12
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12;12
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12;12
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12;16
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16
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16;10
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16;11
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16;11
|
16;12
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16;12
|
16;12
|
16;16
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Die Wahrscheinlichkeit, eine dieser Stichproben zu erhalten, beträgt
.
Aus der Tabelle 3 lassen sich unmittelbar die Wahrscheinlichkeitsfunktion für
und
ablesen.
Tabelle 4:
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Die Wahrscheinlichkeitsfunktionen von
und
sind identisch und stimmen mit der Wahrscheinlichkeitsfunktion der
Zufallsvariablen
in der Grundgesamtheit überein.
Aus der Tabelle 3 kann ebenfalls die zweidimensionale Verteilung
ermittelt werden.
Tabelle 5:
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10
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11
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12
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16
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10
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1 / 49
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2 / 49
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3 / 49
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1 / 49
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1 / 7
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11
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2 / 49
|
4 / 49
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6 / 49
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2 / 49
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2 / 7
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12
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3 / 49
|
6 / 49
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9 / 49
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3 / 49
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3 / 7
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16
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1 / 49
|
2 / 49
|
3 / 49
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1 / 49
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1 / 7
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1
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Die letzte Spalte der Tabelle 5 enthält die Randverteilung von
und die letzte Zeile die Randverteilung von
, welche exakt der Wahrscheinlichkeitsfunktion aus Tabelle 4 entsprechen.
Für jede Zelle der Tabelle 5, d.h. für alle Wertepaare
, folgt:
Die Zufallsvariablen
und
sind somit Unabhängigkeit.
Fazit:
Da die Stichprobenvariablen
und
unabhängig und identisch verteilt sind und die gleiche Verteilung wie die Zufallsvariable
in der Grundgesamtheit besitzen, wird durch die Zufallsauswahl mit Zurücklegen eine einfache Zufallsstichprobe realisiert.
Zufallsauswahl ohne Zurücklegen
Aus der Grundgesamtheit werden
Klausuren ohne Zurücklegen entnommen.
Man erhält wie vorher die Stichprobenvariablen
und
.
Die Tabelle 6 zeigt alle möglichen Stichproben vom Umfang
ohne Zurücklegen und unter Beachtung der Reihenfolge.
Tabelle 6:
1. Klausur
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2. Klausur
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10
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11
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11
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12
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12
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12
|
16
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10
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10;11
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10;11
|
10;12
|
10;12
|
10;12
|
10;16
|
11
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11;10
|
|
11;11
|
11;12
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11;12
|
11;12
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11;16
|
11
|
11;10
|
11;11
|
|
11;12
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11;12
|
11;12
|
11;16
|
12
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12;10
|
12;11
|
12;11
|
|
12;12
|
12;12
|
12;16
|
12
|
12;10
|
12;11
|
12;11
|
12;12
|
|
12;12
|
12;16
|
12
|
12;10
|
12;11
|
12;11
|
12;12
|
12;12
|
|
12;16
|
16
|
16;10
|
16;11
|
16;11
|
16;12
|
16;12
|
16;12
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Die Wahrscheinlichkeit, eine dieser Stichproben zu erhalten, beträgt
.
Aus der Tabelle 6 ergeben sich die Wahrscheinlichkeitsfunktionen für
und
Tabelle 7:
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Die Übereinstimmung der Wahrscheinlichkeitsfunktion
mit der Verteilung der Grundgesamtheit ist nicht verwunderlich, da
für die Ziehung der 1. Klausur steht.
Wenn ohne Zurücklegen gezogen wird, ändert sich jedoch die Verteilung der Grundgesamtheit in Abhängigkeit davon, welcher Wert der Zufallsvariablen
(Punktzahl einer Klausur) bei der 1. Ziehung auftrat.
Wenn die erste gezogene Klausur z.B. die Punktzahl 10 hatte
, dann ist die bedingte Wahrscheinlichkeit, bei der zweiten gezogenen Klausur die Punktzahl 10 zu erhalten
, denn unter den verbliebenen 6 Klausuren in der Grundgesamtheit gibt es keine weitere Klausur mit der Punktzahl 10.
Die Tabelle 8 enthält alle bedingten Wahrscheinlichkeiten.
Tabelle 8:
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Die Wahrscheinlichkeit, dass
einen bestimmten Wert
annimmt, d.h.
, ergibt sich nach dem Satz der totalen Wahrscheinlichkeit:
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Diese berechneten Wahrscheinlichkeiten
entsprechen denen aus Tabelle 7..
Damit ist
identisch mit
und beide stimmen mit der Verteilung der Grundgesamtheit überein.
Die Stichprobenvariablen
und
sind aber nicht unabhängig voneinander.
Dies lässt sich zum einen daran sehen, dass die bedingten Verteilungen (in der Tabelle 8) nicht übereinstimmen.
Es lässt sich zum anderen anhand der zweidimensionalen Verteilung
erkennen, die aus der Tabelle 6 ermittelt werden kann.
Tabelle 9:
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10
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11
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12
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16
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10
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0
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11
|
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12
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16
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1
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Es ist:
.
Die Zufallsvariablen
und
sind somit nicht unabhängig.
Fazit:
Die Stichprobenvariablen
und
sind zwar identisch verteilt und haben die gleiche Verteilung wie die Zufallsvariable
in der Grundgesamtheit, aber sie sind abhängig.
Durch die Zufallsauswahl ohne Zurücklegen wird somit eine uneingeschränkte Zufallsstichprobe jedoch keine
einfache Zufallsstichprobe realisiert.