§6

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Aussprache von Worttranskriptionen

(1) Die Transkriptionen ägyptischer Wörter sind teilweise entsprechend der ägyptologische Behelfsaussprache der Transkriptionszeichen (§3 (1)) direkt so aussprechbar:

Beispiele: jrï „iri“, bꜣ „ba“, ꜣm „am“, bw „bu“, ky „ki“, njs „nis“ , ḏꜣm „djam“.

Dabei müssen aufeinander stoßende gleiche Transkriptionslaute deutlich zweimal hörbar sein:

Beispiele: ꜥꜣm „a'am“, jy „i'i“.


(2) Da aber nur wenige der Transkriptionszeichen behelfsweise als Vokale ausgesprochen werden, wird als weiterer Behelf im Wissenschaftsalltag an problematischen oder auch nur „unbequemen“ Stellen einfach ein „e“ eingeschoben:

Beispiele: rn „ren“, mry „meri“, jmn „imen“ , ꜣpd „aped“, ḥtp „hetep“ , sḏm „sedjem“.

Bei allein stehenden Konsonanten wird in der Regel das „e“ vor den Konsonanten gesetzt:

Beispiele: mem“, nen“, rer“.


(3) Wie generell am Wortende, wird ein w in der Wortmitte meist „u“ gesprochen.

Beispiel: rwḏ „rudj“ (nicht „rewedj“).

In bestimmten, zu lernenden Ausnahmefällen wird aber in einigen Hochschultraditionen doch „w“ gesprochen.

Beispiel: zwr „sewer“ (an anderen Hochschulen ist aber auch „sur“ üblich).

Ein w am Wortanfang wird dagegen in vielen Hochschultraditionen meist „w“ gesprochen.

Beispiele: wnwen“, wrwer“, wrḏweredsch“ (an anderen Hochschulen ist aber auch „un“, „ur“ und „uredsch“ üblich).

In bestimmten, zu lernenden Ausnahmefällen wird aber doch auch in diesen Hochschultraditionen am Wortanfang „u“ gesprochen.

Beispiele: wtut“ (nicht „wet“), wḏꜣudscha“ (nicht „wedscha“).

In der Praxis ist die Verteilung der Aussprache als „w“ oder „u“ in bestimmten Wörtern also oft unregelmäßig und von der Tradition des jeweiligen Hochschulstandorts abhängig. Der/die Lernende mag sich am Hochschul-„Dialekt“ des/r jeweiligen Lehrenden orientieren. Ob „w“ oder „u“, verstanden wird man aber in jedem Fall.


(4) Durch die Interpunktionszeichen “ und „-“ (§4) verbundene Wörter werden immer separat gesprochen:

Beispiele: ꜥꜣ⸗f „a'a-ef“ (vs. ꜥꜣf „a'af“), m⸗sn „em-sen“ (vs. msn „mesen“), m-m „em-em“ (vs. mm „mem“).

Durch einen Punkt „.“ in Stamm und Endung unterteilte Wortteile werden dagegen meist zusammen gesprochen:

Beispiele: p.t „pet“ (nicht „ep|et“), mw.t „mut“ (nicht „mu|et“), mꜣꜥ.t „ma'at“ (nicht „ma'a|et“), n.ï „ni“ (nicht „en|i“), ḫft.ï „chefti“ (nicht „chefet|i“);

Bei bestimmten grammatischen Wort-Ableitungen, wie z.B. bei der nominalen Pluralbildung (§24) oder bei Adjektivendungen (§54), wird die Wortwurzel hingegen separat mit „e“s angereichert – offenbar um das gewohnte Lautbild der Wurzel zu erhalten:

Beispiele:
ꜣpd „aped“ vs. ꜣpd.w „apedu“ (= „aped“+„u“; nicht einfach „apdu“),
ḥtp „hetep“ vs. ḥtp.t „hetepet“ (= „hetep“+„et“; nicht einfach „hetpet“),
s.ḥtp „se'hetep“ (= „se“+„hetep“; nicht „sehtep“).


(5) Die Transkriptionszeichen in runden Klammern (vgl. u.a. §5) werden bei der ägyptologischen Behelfsaussprache grundsätzlich mitgelesen.

Beispiele: r(w)ḏ „rudj“, ḥfꜣ(w) „hefa'u“.


Bei welchen Formen es sich um Ableitungen handelt, wird erst mit zunehmendem Kenntnisstand und Erfahrung klarer werden. Dasselbe gilt für die Aussprache von w am Wortanfang und für eine Reihe von extra zu lernenden Sonderfällen von Wörtern, für die sich – inspiriert von ihren koptischen Nachfolgern – regelwidrige Aussprachen eingebürgert haben (z.B. ntfentef“ statt „netef“, ꜥnḫ „anch“ statt „anech“).

Literaturhinweise

Schenkel (⁵2012: Kap. 2.3), vgl. auch: Peust (2004)

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§6", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A76%26oldid=628 (Zugriff: 10.1.2024).

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