Zuccaro

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Konzept

ZUCCARO Datenmodell, Planung 2013 (Martin Raspe/Georg Schelbert)
ZUCCARO Folie für den Kunsthistorikertag 2017 in Dresden (Martin Raspe/Georg Schelbert)

ZUCCARO ist ein Projekt zur Entwicklung einer digitalen Plattform für kunsthistorische und kulturhistorische Datenbestände. Das Projekt wird von der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, durchgeführt. Seit 2012 besteht eine Kooperation mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.

Den Ausgangspunkt für ZUCCARO bildeten Forschungsprojekte der Bibliotheca Hertziana, die die systematische Dokumentation bestimmter Werkgruppen - einschließlich ihres (kultur-)historischen Kontextes - zum Ziel hatten (Lineamenta, ArsRoma). Im Verlauf der Umsetzung der Anforderungen entwickelte sich das zugrundeliegende Datenmodell zunehmend zu einem universellen Dokumentationsformat. Anregungen empfing das Unternehmen dabei auch von älteren Datenbankprojekten, insbesondere dem Census of Antique Works of Art and Architecture..., sowie dem Cidoc CRM (Conceptional Reference Model).

Das Datenmodell basiert auf logischen Tripeln und zielt auf die Verbindung von Basisentitäten durch qualifizierte Beziehungen, die auch den Zeitfaktor umfassen. Damit ist das Modell ereignisorientiert und besitzt eine Graphen-Struktur. Der außerordentliche Vorteil eines solchen Modells liegt darin, sich von der Tradition der statischen Beschreibung von Artefakten zu lösen und zugleich die im Kontext historischer Kulturwissenschaften vorrangig interessierenden Ereignisse darzustellen. Sachverhalte wie Entstehungsprozesse, Besitzerwechsel und Provenienzen, Ausstellungs- und Rezeptionsereignisse können mühelos abgebildet werden. Die generalisierte Struktur des Modells erlaubt darüber hinaus die freie Wahl der Betrachtungsperspektive, so dass die dokumentierten Sachverhalte gleichermaßen aus einer artefakt-, personen-, institutionen-, oder auch topographiezentrierten Perspektive wahrgenommen werden können.

Die netzförmige, auf normalisierten Entitäten fußende Struktur gewährleistet die Anschlussfähigkeit an externe Datenbestände (etwa Sammlungskataloge eines Museums, Editionsumgebungen für Quellenschriften oder Personendatenbanken). Über Normdaten bzw. allgemein stabile Referenzdaten ist der Anschluss an externe Wissensysteme möglich, ohne eine direkte Verlinkung herzustellen. Insbesondere die offene und erweiterbare Wissensbasis Wikidata bietet hier Möglichkeiten (vgl. Seite Warum nicht gleich Wikidata?). Die formalisierte Struktur erlaubt – entsprechenden Datenumfang vorausgesetzt – auch die Anwendung quantitativer Methoden, etwa im Sinn einer kulturhistorischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Geschichte und Arbeitsstand

ZUCCARO Statistik 2015 (Martin Raspe/Georg Schelbert). Der überproportionale Anstieg der Relationen zeigt den Netzcharakter des Datenmodells an.
  • Seit 2003: Entwicklung des Datenmodells für ZUCCARO an der Bibliotheca Hertziana durch eine Arbeitsgruppe (u.a. Martin Raspe, Georg Schelbert) anhand der Anforderungen der Forschungsprojekte Lineamenta und ArsRoma (vgl. auch Tagung "Datenbanken in den Geisteswissenschaften" 2003 Bericht).
  • 2004: exemplarische Umsetzung des Datenmodells in einem relationalen Datenbank-Management-System (Filemaker Pro) als Client-Server-Architektur. Seit 2005 bis zum jetztigen Zeitpunkt (Dez. 2016) werden damit Forschungsdaten erfasst und verarbeitet.
  • 2005-2010: Kooperation mit Universität Trier im Rahmen des Projekts Lineamenta (Georg Schelbert)
  • 2008: Implementierung einer Web-Präsenz mit xslt-Technologie.
  • 2010: Ein Antrag zur Förderung im DFG-Programm "Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten" wurde nicht angenommen.
  • Seit 2012: Kooperation mit Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des Projekts Lineamenta, seit 2016 für Projekt Zuccaro (Georg Schelbert)
  • Seit 2013: Artbeit an der Umsetzung des Modells in einem Graph-Datenbanksystem (Neo4J). Das als open source Software konzipierte System soll dann frei zur Verfügung stehen. Damit verbindet sich der Wunsch, die digitale Erschließung und offene Bereitstellung von kunsthistorischem Material stärker voranzutreiben und zu vernetzen. Graphik des Datenmodells (Martin Raspe, Georg Schelbert).

Konzept und Prototyp haben sich in vielfältiger Hinsicht als leistungsfähig erwiesen. Die Umsetzung in zeitgemäße Technologie ist dringend geboten, ebenso wie eine systematische Einspeisung von Grundlagendatenzu Verbindung und Verankerung der bisherigen Themenfelder.

Online-Zugänge zu ZUCCARO

Beispielabfragen

Visualisierung der Personenbeziehungen in der Datenbank ZUCCARO, Datenstand 4.2011 (Aufbereitung und Visualisierung Maxmilian Schich, Quelle http://zuccaro.schich.info/)


Datenbestand der Implementierung an der Bibliotheca Hertziana

Gespeicherte Abfragen als pdf

(schneller Download, jedoch statische Seiten; Stand jeweils wie auf Ausdruck angegeben; Oberfläche nur bedingt navigierbar: Relationentabellen nicht aufklappbar, sichtbare Links i.d.R. jedoch klickbar)

Personen

Bau- und Kunstwerke

Darstellungen als Karte

Live-Abfragen

(Je nach Komplexität der Abfrage und gefundenem Datenumfang lange Ladezeiten, Datenstand jeweils tagesaktuell, vollständig navigierbar)

Normdaten und Referenzen

Nutzung des Datenbestands in anderen Umgebungen

Projekte, die ZUCCARO als Datenbanksystem einsetzen

  • Lineamenta, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2005ff. , Homepage)
  • ArsRoma, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2007ff.)
  • Baumedaillien der Staatlichen Graphischen Sammlung in München (2015ff.)
  • Vero – Vedute di Roma, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2010-2011, Homepage)
  • TriDoc - Dokumentation von Stadt und Region Trier (2005, 2010 eingestellt, 2016 abgeschaltet)
  • Wissensraum Kloster, Universität Trier, 2009 gefördert vom HKFZ Trier (2009, 2010 eingestellt, Poster)
  • Studiensaal online, Universität Trier, Graphische Sammlung (2010-2012, 2016 abgeschaltet)
  • Gnovis, Hofkünstler, jeweils Universität Trier (Verwendung der Datenbank seit 2010 in lokalen Implementierungen)


Sowie Einzelstudien zu Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts in der Großregion Saar-RLP-Lor-Lux-Wallonie, historischer Fotografie in Rom und Italien und andere Themen (Fotografie, Raum, Materie). Projektentwurf Campus Artium - ausländische Künstler in Rom. Datenbank der Künstlerreisen .

Literatur

  • Raspe, Martin; Schelbert, Georg: "Genau, wahrscheinlich, eher nicht: Beziehungsprobleme in einem kunsthistorischen Wissensgraph, in: In: Die Modellierung des Zweifels – Schlüsselideen und -konzepte zur graphbasierten Modellierung von Unsicherheiten. Hg. von Andreas Kuczera / Thorsten Wübbena / Thomas Kollatz. Wolfenbüttel 2019. (= Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften / Sonderbände, 4) (DOI 10.17175/sb004_012)
  • Kieven, Elisabeth; Schelbert, Georg: Architekturzeichnungen, Architektur und digitale Repräsentationen – das Projekt LINEAMENTA, in: Architecture on Display, hg. v. Kai Kappel u. Ursula Müller, kunsttexte.de 2014 Nr. 4 (pdf auf kunsttexte.de, letzter Abruf 12.2016).
  • Schelbert, Georg; Brakensiek, Stephan: Zusammenfassung des Vortrags "Graphik vernetzt. Die Erfassung der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier, Praxis und Perspektiven", am 16.3.2011 an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel auf der Tagung 'Kupferstichkabinett online – printroom online' (pdf auf academia.edu, letzter Abruf 12.2016).
  • Kieven, Elisabeth: Research Infrastructures for Historic Artefacts: Knowledge Networks, in: ESF Science Policy Briefing Research Infrastructures in the Digital Humanities 2011, ed. Claudine Moulin, S. 13-15 (pdf; letzter Abruf 12.2016).
  • Raspe, Martin; Schelbert, Georg: ZUCCARO. Ein Informationssystem für die historischen Wissenschaften, in: IT Information Technology 51 (2009), pp. 207-215 (pdf auf ArtDok, letzter Abruf 12.2016).
  • Schelbert, Georg: "TriDoc. Datenbank des Faches Kunstgeschichte zur Kunst- und Kulturgeschichte der Region Trier", in: Unijournal. Zeitschrift der Universität Trier, 35 Jg. H. 2 (2009), S. 36 (pdf auf uni-trier.de, letzter Abruf 12.2016).

Kontakt

Dr. Martin Raspe (Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom)

Dr. Georg Schelbert (Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin)