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Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik
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:< | :<i><b>Dort</b> fährt ein Segelschiff.</i> | ||
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: | :<i>Das Segelschiff <b>dort</b> wird gerade gelöscht.</i> | ||
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:Das Segelschiff war vorhin noch <b>dort</b>. | :<i>Das Segelschiff war vorhin noch <b>dort</b>.</i> | ||
:Das Segelschiff war vorhin noch | :<i>Das Segelschiff war vorhin noch <b>im Hafen</b>.</i> | ||
Daher spricht man beide, Adverbien und Kombinationen aus Präposition und Substantiv, sprachwissenschaftlich mit einer übergeordneten Bezeichnung an – und zwar als „<b>Adverbialphrasen</b>“ (Abkürzung: „AdvP“). Adverbialphrasen haben auch eine semantische Gemeinsamkeit: Sie <b>beschreiben Umstände</b>, unter denen etwas passiert oder in denen sich jemand oder etwas befindet. Dies sind insbesondere: | Daher spricht man beide, Adverbien und Kombinationen aus Präposition und Substantiv, sprachwissenschaftlich mit einer übergeordneten Bezeichnung an – und zwar als „<b>Adverbialphrasen</b>“ (Abkürzung: „AdvP“). Adverbialphrasen haben auch eine semantische Gemeinsamkeit: Sie <b>beschreiben Umstände</b>, unter denen etwas passiert oder in denen sich jemand oder etwas befindet. Dies sind insbesondere: |
Aktuelle Version vom 26. Juli 2018, 11:03 Uhr
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Adverbialphrasen als Prädikat: der „Adverbialsatz“
(1) Im Deutschen kann ein Adverb wie hier oder eine Kombination von Präposition und Substantiv wie auf dem Meer ein Satzprädikat sein. Allerdings ist dazu immer zusätzlich eine Form von ‘sein’ (z.B. ist, war, wird … sein) als „Hilfsverb“ nötig, z.B. Das Geld ist hier (Adverb) oder Das Schiff war auf dem Meer (Präposition + Substantiv). Dieses Hilfsverb zeigt im Deutschen auch die Zeitlage („Tempus“ i.e.S.) des Satzes an. Anders als im Deutschen, ist im Ägyptischen – wie in sehr vielen Sprachen der Welt – in solchen Sätzen das Hilfsverb ‘sein’ (wnn) nicht unbedingt nötig. Subjekt und Adverb bzw. Subjekt und Präposition + Substantiv können einfach direkt hintereinander gestellt werden. Die Zeitlage der Aussage ergibt sich dann allein aus dem Kontext. Je nach Kontext ist in der deutschen Übersetzung also ein ‘ist’, ‘war’ oder – eher selten – ‘wird sein’, ‘möge sein’ zu ergänzen, z.B.:
Subjekt Prädikat 𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓇋𓅓 sn.t⸗j jm Schwester:f.sg=1sg dort(adv) ‘Meine Schwester ist dort.’
‘Meine Schwester war dort.’
…𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓅓𓉐𓏤 sn.t⸗j m pr(w) Schwester:f.sg=1sg in Haus:m.sg ‘Meine Schwester ist im Haus.’
‘Meine Schwester war im Haus.’
…
Vor Subjekt + Prädikat kann optional noch eine Satzpartikel stehen (z.B. 𓇋𓅱 jw (unübersetzt), 𓅓𓂝𓎡 m⸗k ‘Siehe …’, 𓇋𓋴𓍿 jsṯ ‘dabei’, 𓇉𓄿𓀁 ḥꜣ ‘wäre doch’) oder die Negation 𓂜𓈖 nn ‘nicht’. Ist das Subjekt ein Personalpronomen, so muss sogar eine Partikel davor stehen und je nach Typ der davor stehenden Partikel steht dann ein Suffixpronomen (jw⸗f …) oder ein Enklitisches Personalpronomen (m⸗k sw …, jsṯ sw …, ḥꜣ sw …). Die Negation 𓂜𓈖 nn gehört zu den grammatischen Wörtern, denen wenn dann ein Enklitisches Personalpronomen folgt (nn sw …).
Beispiele:
Partikel Subjekt Prädikat Partikel Subjekt Prädikat 𓇋𓅱 𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓇋𓅓 𓇋𓅱 𓋴 𓇋𓅓 jw sn.t⸗j jm jw ⸗s jm ptkl Schwester:f.sg=1sg dort(adv) ptkl =3sg.f dort(adv) ‘Meine Schwester ist dort.’
‘Meine Schwester war dort.’
…‘Sie ist dort.’
‘Sie war dort.’
…𓇋𓅱 𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓅓𓉐𓏤 𓇋𓅱 𓋴 𓅓𓉐𓏤 jw sn.t⸗j m pr(w) jw ⸗s m pr(w) ptkl Schwester:f.sg=1sg in Haus:m.sg ptkl =3sg.f in Haus:m.sg ‘Meine Schwester ist im Haus.’
‘Meine Schwester war im Haus.’
…‘Sie ist im Haus.’
‘Sie war im Haus.’
…𓅓𓂝𓍿𓈖𓏥 𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓅓𓉐𓏤 𓅓𓂝𓍿𓈖𓏥 𓋴𓏭 𓅓𓉐𓏤 m⸗ṯn sn.t⸗j m pr(w) m⸗ṯn sï m pr(w) Seht=2pl Schwester:f.sg=1sg in Haus:m.sg Seht=2pl 3sg.f in Haus:m.sg ‘Seht, meine Schwester ist im Haus.’
‘Seht, meine Schwester war im Haus.’
…‘Seht, sie ist im Haus.’
‘Seht, sie war im Haus.’
…Negation Negation 𓂜𓈖 𓌢𓈖𓏏𓁐𓀀 𓅓𓉐𓏤 𓂜𓈖 𓋴𓏭 𓅓𓉐𓏤 nn sn.t⸗j m pr(w) nn sï m pr(w) neg Schwester:f.sg=1sg in Haus:m.sg neg 3sg.f in Haus:m.sg ‘Meine Schwester ist nicht im Haus.’
‘Meine Schwester war nicht im Haus.’
…‘Sie ist nicht im Haus.’
‘Sie war nicht im Haus.’
…
(2) Wenn keine Satzpartikel zum Einsatz kommt, ist nur aus dem Kontext heraus entscheidbar, ob ein Satz vorliegt (z.B. ‘Fische waren im Fluss’) oder bloß ein erweitertes Substantiv (z.B. ‘Fische im Fluss sind ein gutes Zeichen’).
(nichts) Subjekt Prädikat 𓂋𓅓𓅱𓆟𓏥 𓅓𓇋𓏏𓂋𓅱𓈗 rm.w m jtrw Fisch:m.pl in Fluss:m.sg ‘… Fische im Fluss …’ (kein ganzer Satz)
‘Fische sind im Fluss.’
‘Fische waren im Fluss.’
…
Die Frage entscheidet sich – wie auch in all den anderen Sprachen die auf das Hilfsverb ‘sein’ verzichten können – in einem konkreten Kontext aber zumeist zwanglos.
(3) Sprachwissenschaftliche Terminologie
Syntaktisch, d.h. dem Satzaufbau nach, verhalten sich im Deutschen wie im Ägyptischen Adverbien wie hier oder Kombinationen von Präposition und Substantiv wie auf dem Meer ganz gleich; sie stehen in „paradigmatischem Austausch“ (vgl. auch §68). Vergleiche:
- Dort fährt ein Segelschiff.
- Im Hafen fährt ein Segelschiff.
- Das Segelschiff dort wird gerade gelöscht.
- Das Segelschiff im Hafen wird gerade gelöscht.
- Das Segelschiff war vorhin noch dort.
- Das Segelschiff war vorhin noch im Hafen.
Daher spricht man beide, Adverbien und Kombinationen aus Präposition und Substantiv, sprachwissenschaftlich mit einer übergeordneten Bezeichnung an – und zwar als „Adverbialphrasen“ (Abkürzung: „AdvP“). Adverbialphrasen haben auch eine semantische Gemeinsamkeit: Sie beschreiben Umstände, unter denen etwas passiert oder in denen sich jemand oder etwas befindet. Dies sind insbesondere:
- Umstände einer Handlung: Im Hafen fährt ein Segelschiff. (Von dieser Verwendung leitet sich der Name der Phrase ab: lat. ad verbum ‘bei einem Verb’.)
- Situation, in der sich jmd./etwas befindet: Das Segelschiff im Hafen wird gerade gelöscht.
- Situation, in der sich jmd./etwas befindet als Prädikat: Das Segelschiff war im Hafen.
Literaturhinweise
Allen (²2010: Kap. 10.1–4); Schenkel (⁵2012: Kap. 6.4.0–2)
Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).
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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§49", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A749%26oldid=671 (Zugriff: 28.11.2024).
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