§50

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Semantisch besondere Adverbialsätze

In bestimmten Kontexten können Präpositionen im Adverbialsatz im Deutschen besondere Übersetzungen erfordern. Folgende drei Fälle sind hervorzuheben.

a) 𓅓 m ‘als’ + Rollenbezeichnung ‘(in der Funktion/Rolle) als (sein)’
→ Übersetzung: einfach nur ‘sein

Eine der Bedeutungen der Präposition m ist die, eine Rolle oder Funktion zu beschreiben (z.B. ‘Er handelte als Gott.’, ‘Als Gott konnte er das tun.’). Im Adverbialsatz ist diese Funktion am besten einfach mit dem Verb ‘sein’ und ohne Präposition zu übersetzen.

(Partikel) Subjekt Prädikat (m + Rolle)
𓇋𓅱 𓌢‌𓈖𓀀𓀀 𓅓𓏟𓀀
jw sn⸗j m zẖꜣ(w)
ptkl Bruder:m.sg=1sg als Schreiber:m.sg
(Wörtlich: ‘Mein Bruder fungiert/fungierte/… als Schreiber.’)
‘Mein Bruder ist/war/… ein Schreiber.’


b) 𓂋 r ‘zu … hin’ + Rollenbezeichnung ‘wird (in der Funktion/Rolle sein als)’
→ Übersetzung: ‘wird sein

Eine der Bedeutungen der Präposition r ist es, ein Ziel zu markieren. Wenn das Ziel eine Rollen- oder Berufsbezeichnung ist, ist der Satz am besten einfach mit futurischem ‘sein werden’ und ohne Präposition zu übersetzen.

(Partikel) Subjekt Prädikat (r + Rolle)
𓅓‌𓂝𓍿 𓌢‌𓈖𓀀𓀀 𓂋𓏟𓀀
m⸗ṯ sn⸗j r zẖꜣ(w)
aufm=2sg.f Bruder:m.sg=1sg zu_hin Schreiber:m.sg
‘Siehe, mein Bruder wird ein Schreiber sein.’


c) 𓈖 n dativ’ + Besitzer ‘(etwas) ist jemandem’
→ Übersetzung: ‘(etwas) gehört (zu) jemandem’ oder ‘jemand hat (etwas)’

Die Präposition n markiert im Verbalsatz das indirekte/„dativische“ Objekt (z.B. n sn⸗j ‘meinem Bruder’) oder den Nutznießer einer Handlung (n sn⸗j ‘für meinen Bruder’). Im Adverbialsatz kann n den Besitzer markieren. Im Deutschen lässt sich das Verhältnis besser mit ‘gehören (zu)’ + dativ übersetzen.

(Partikel) Subjekt (Besessenes) Prädikat (n + Besitzernomen)
𓇋𓅱 𓉐𓏤𓊪𓈖 𓈖𓌢‌𓈖𓀀𓀀
jw pr(w) pn n snj
ptkl Haus:m.sg dem.nah:m.sg dat Bruder:m.sg=1sg
(Wörtlich: ‘Dieses Haus ist/war/… meinem Bruder.’)
‘Dieses Haus gehört/gehörte/… meinem Bruder.’

In der deutschen Übersetzung ist es fallweise angebracht, sich von der ägyptischen Satzkonstruktion noch weiter zu entfernen und ‘haben’ zu übersetzen. Man bemerke, dass dann im Deutschen das ägyptische Subjekt zum deutschen Objekt und das ägyptische Objekt zum deutschen Subjekt wird.

(Partikel) Subjekt (Besessenes) Prädikat (n + Besitzernomen)
𓇋𓅱 𓉐𓏤 𓈖𓌢‌𓈖𓀀𓀀
jw pr(w) n snj
ptkl Haus:m.sg dat Bruder:m.sg=1sg
‘Meinem Bruder gehört/gehörte/… ein Haus.’
‘Mein Bruder hat/hatte/… ein Haus.’

Entgegen den normalen Satzstellungsregeln im Adverbialsatz steht ein n + pronominalem Besitzer ausnahmsweise fast immer nicht hinter dem Subjekt, sondern zwischen Partikel und Subjekt. Hier ist wieder die Aktanten-Gewichtshierarchie (§37) am Werk; und hier muss dann auch unbedingt eine Partikel stehen.

Partikel Prädikat (n + Pronomen) ↔ Subjekt (Besessenes)
𓇋𓅱 𓈖𓆑 𓉐𓏤
jw n⸗f pr(w)
ptkl dat=3sg.m Haus:m.sg
‘Ihm gehört/gehörte/… ein Haus.’
‘Er hat/hatte/… ein Haus.’

Literaturhinweise

Allen (²2010: Kap. 10.6–8); Schenkel (⁵2012: Kap. 6.4.0, 6.4.3, 6.4.2.2)

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§50", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A750%26oldid=672 (Zugriff: 10.1.2024).

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