Zuccaro
Aus Mediathek des IKB
Konzept
ZUCCARO ist ein Projekt zur Entwicklung einer digitalen Plattform für kunsthistorische und kulturhistorische Datenbestände. Das Projekt wird von der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, durchgeführt. Seit 2012 besteht eine Kooperation mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin.
Den Ausgangspunkt für ZUCCARO bildeten Forschungsprojekte der Bibliotheca Hertziana, die die systematische Dokumentation bestimmter Werkgruppen - einschließlich ihres (kultur-)historischen Kontextes - zum Ziel hatten (Lineamenta, ArsRoma). Im Verlauf der Umsetzung der Anforderungen entwickelte sich das zugrundeliegende Datenmodell zunehmend zu einem universellen Dokumentationsformat. Anregungen empfing das Unternehmen dabei auch von älteren Datenbankprojekten, insbesondere dem Census of Antique Works of Art and Architecture..., sowie dem Cidoc CRM (Conceptional Reference Model).
Das Datenmodell basiert auf logischen Tripeln und zielt auf die Verbindung von Basisentitäten durch qualifizierte Beziehungen, die auch den Zeitfaktor umfassen. Damit ist das Modell ereignisorientiert. Der außerordentliche Vorteil eines solchen Modells liegt darin, sich von der Tradition der statischen Beschreibung von Artefakten zu lösen und zugleich die im Kontext historischer Kulturwissenschaften vorrangig interessierenden Ereignisse darzustellen. Sachverhalte wie Entstehungsprozesse, Besitzerwechsel und Provenienzen, Ausstellungs- und Rezeptionsereignisse können mühelos abgebildet werden. Die generalisierte Struktur des Modells erlaubt darüber hinaus die freie Wahl der Betrachtungsperspektive, so dass die dokumentierten Sachverhalte gleichermaßen aus einer artefakt-, personen-, institutionen-, oder auch topographiezentrierten Perspektive wahrgenommen werden können.
Die netzförmige, auf streng normalisierten Entitäten aufgebaute Struktur gewährleistet die Anschlussfähigkeit an spezialisierte externe Datenbeständen (etwa Sammlungskataloge eines Museums, Editionsumgebungen für Quellenschriften oder Personendatenbanken). Über Normdaten bzw. allgemein stabile Referenzdaten ist der Anschluss an externe Wissensysteme möglich, ohne eine direkte Verlinkung herzustellen. Insbesondere die offene und erweiterbare Wissensbasis Wikidata bietet hier Möglichkeiten (vgl. Seite ...Warum_nicht_gleich_Wikidata?). Die formalisierte Struktur erlaubt – entsprechenden Datenumfang vorausgesetzt – auch die Anwendung quantitativer Methoden, etwa im Sinn einer kulturhistorischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.
Geschichte und Arbeitsstand
Seit 2003: Entwicklung des Datenmodells für ZUCCARO an der Bibliotheca Hertziana durch eine Arbeitsgruppe (u.a. Martin Raspe, Georg Schelbert) anhand der Anforderungen der Forschungsprojekte Lineamenta und ArsRoma.
2004: exemplarische Umsetzung des Datenmodells in einem relationalen Datenbank-Management-System (Filemaker Pro) als Client-Server-Architektur. Seit 2005 bis zum jetztigen Zeitpunkt (Dez. 2016) werden damit Forschungsdaten erfasst und verarbeitet.
2005-2010: Kooperation mit Universität Trier im Rahmen des Projekts Lineamenta (Georg Schelbert)
2008: Implementierung einer Web-Präsenz mit xslt-Technologie.
2010: Ein Antrag zur Förderung im DFG-Programm "Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten" wurde nicht angenommen.
Seit 2011: Kooperation mit Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen des Projekts Lineamenta, seit 2016 für Projekt Zuccaro (Georg Schelbert)
Seit 2013: Artbeit an der Umsetzung des Modells in einem Graph-Datenbanksystem (Neo4J). Das als open source Software konzipierte System soll dann frei zur Verfügung stehen. Damit verbindet sich der Wunsch, die digitale Erschließung und offene Bereitstellung von kunsthistorischem Material stärker voranzutreiben und zu vernetzen. Graphik des Datenmodells (Martin Raspe, Georg Schelbert).
Konzept und Prototyp haben sich in vielfältiger Hinsicht als leistungsfähig erwiesen. Die Umsetzung in zeitgemäße Technologie ist dringend geboten, ebenso wie eine systematische Einspeisung von Grundlagendatenzu Verbindung und Verankerung der bisherigen Themenfelder
Online-Zugänge zu ZUCCARO
- ZUCCARO Projekt-Homepage, seit 2003
- ZUCCARO Vorläufige Datenbank, Webversion, seit 2008.
Beispielabfragen
Datenbestand der Implementierung an der Bibliotheca Hertziana
Gespeicherte Abfragen als pdf
(schneller download, jedoch statisch, jeweils Stand wie auf Ausdruck angegeben; Oberfläche nur bedingt navigierbar: Relationentabellen nicht aufklappbar, sichtbare Links i.d.R. jedoch klickbar)
Personen
- Frühe Fotografen in Rom (nach Geburtsdatum sortiert) (1.2017)
- Personen mit Wikidata-ID, s. unter #Normdaten und Referenzen
Bau- und Kunstwerke
- Kapellen in Rom, sortiert nach Lage von NW nach SO: Datensätze im Überblick (Verknüpfungen geschlossen), Dto., Verknüpfungen geöffnet (aus Gründen der Dateigröße ohne eingebettete links) (1.2017)
- Kardinals- und Papstgrabmäler (1.2017)
- Werk mit komplexer Provenienz: Julius Schnorr von Carolsfeld: Porträt Friedrich Olivier (1.2017)
- Die Stiche aus dem Exemplar der Bibliotheca Hertziana des Speculum Romanae Magnificentiae - eine Zusammenstellung von Stichen zu alten und neuen Monumenten Roms von Antoine Laféry von ca. 1575.
- Stadtpläne von Paris (1.2017)
- Stadtpläne von Rom, von denen die Staatsbibibliothek Berlin ein Exemplar besitzt (pdf ohne Links) (6.2015)
- Mit dem Terminus "Kuppel" verknüpfte Bauwerke (pdf ohne Links) (12.2014)
Darstellungen als Karte
- Karte: Geburtsorte von Personen aus der Kartei von Friedrich Noack ("Schede Noack"), die in der Zuccaro-Datenbank erfasst sind (Datenstand 4.2016)
Live-Abfragen
(Je nach Komplexität der Abfrage und gefundenem Datenumfang lange Ladezeiten, Datenstand jeweils tagesaktuell, vollständig navigierbar)
- Nachfolgebauten des römischen Pantheon, (Karte, sortiert nach Lage von NW nach SO)
- Bauwerke nach Vorbildern römischer Renaissance- und Barockarchitektur, (Liste, sortiert nach Lage von NW nach SO)
- Alle in der Datenbank enthaltenen Architekten , Liste (sortiert nach Geburtsdatum)
- Museen und Sammlungen, die Werke von Caravaggio besitzen oder besaßen (Karte, vollständig sichtbar nur mit ArsRoma-Zugang)
Normdaten und Referenzen
- Personendatensätze mit Wikidata-Nummer (nach Jahrgang), (nach Name) (z.Zt. 1895 Datensätze)
Nutzung des Datenbestands in anderen Umgebungen
- Visualisierung der Personenbeziehungen in der Datenbank ZUCCARO (Website von Maxmilian Schich) Datenstand 4.2011
Projekte, die ZUCCARO als Datenbanksystem einsetzen
- Lineamenta, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2005ff. , Homepage)
- ArsRoma, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2007ff.)
- Baumedaillien der Staatlichen Graphischen Sammlung in München (2015ff.)
- Cipro. Historische Pläne der Stadt Rom, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte/Humboldt-Universität zu Berlin (2008 - , neue provisorische Version in ZUCCARO, Homepage)
- Vero – Vedute di Roma, Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte (2010-2011, Homepage)
- TriDoc - Dokumentation von Stadt und Region Trier (2005, 2010 eingestellt, 2016 abgeschaltet)
- Wissensraum Kloster, Universität Trier, 2009 gefördert vom HKFZ Trier (2009, 2010 eingestellt, Poster)
- Studiensaal online, Universität Trier, Graphische Sammlung (2010-2012, 2016 abgeschaltet)
- Gnovis, Hofkünstler, jeweils Universität Trier (Verwendung der Datenbank seit 2010 in lokalen Implementierungen)
Sowie Einzelstudien zu Kirchenbauten des 20. Jahrhunderts in der Großregion Saar-RLP-Lor-Lux-Wallonie, historischer Fotografie in Rom und Italien und andere Themen (Fotografie, Raum, Materie). Projektentwurf Campus Artium - ausländische Künstler in Rom. Datenbank der Künstlerreisen .
Literatur
- Kieven, Elisabeth; Schelbert, Georg: Architekturzeichnungen, Architektur und digitale Repräsentationen – das Projekt LINEAMENTA, in: Architecture on Display, hg. v. Kai Kappel u. Ursula Müller, kunsttexte.de 2014 Nr. 4 (pdf auf kunsttexte.de, letzter Abruf 12.2016).
- Schelbert, Georg; Brakensiek, Stephan: Zusammenfassung des Vortrags "Graphik vernetzt. Die Erfassung der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier, Praxis und Perspektiven", am 16.3.2011 an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel auf der Tagung 'Kupferstichkabinett online – printroom online' (pdf auf academia.edu, letzter Abruf 12.2016).
- Kieven, Elisabeth: Research Infrastructures for Historic Artefacts: Knowledge Networks, in: ESF Science Policy Briefing Research Infrastructures in the Digital Humanities 2011, ed. Claudine Moulin, S. 13-15 (pdf; letzter Abruf 12.2016).
- Raspe, Martin; Schelbert, Georg: ZUCCARO. Ein Informationssystem für die historischen Wissenschaften, in: IT Information Technology 51 (2009), pp. 207-215 (pdf auf academia.edu, letzter Abruf 12.2016).
- Schelbert, Georg: "TriDoc. Datenbank des Faches Kunstgeschichte zur Kunst- und Kulturgeschichte der Region Trier", in: Unijournal. Zeitschrift der Universität Trier, 35 Jg. H. 2 (2009), S. 36 (pdf auf uni-trier.de, letzter Abruf 12.2016).
Kontakt
Dr. Martin Raspe (Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom)
Dr. Georg Schelbert (Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin)