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CIPRO ist ein seit 2013 gemeinsam von der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Abteilung für Architekturgeschichte, Direktion Elisabeth Kieven, und und dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin getragenes Projekt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Dr. Georg Schelbert. | CIPRO ist ein seit 2013 gemeinsam von der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Abteilung für Architekturgeschichte, Direktion Elisabeth Kieven, und und dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin getragenes Projekt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Dr. Georg Schelbert. |
Version vom 22. März 2021, 21:45 Uhr
Cipro – Catalogo illustrato delle piante di Roma online
CIPRO ist ein seit 2013 gemeinsam von der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Abteilung für Architekturgeschichte, Direktion Elisabeth Kieven, und und dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin getragenes Projekt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Dr. Georg Schelbert.
Das Projekt wurde 2002 von Georg Schelbert an der Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte initiiert. Es wurde zeitweilig von ECHO – European Cultural Heritage Online gefördert. Bisherige Partner des Projekts sind das Istituto Nazionale per la Grafica (Rom), die British School at Rome und die Biblioteca Nazionale Centrale di Roma, deren Eigenbestände inzwischen weitgehend in hochaufgelösten Digitalaufnahmen erschlossen sind. Die Erweiterung des Kreises der Kooperationspartner ist angestrebt.
Zu den strukturellen und technischen Aspekten des Projekts
Karten, Stadtpläne und Panoramaveduten stellen aufgrund ihrer großen Formate besondere Ansprüche an die bildliche Online-Wiedergabe. Der am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte entwickelte Graphikserver Digilib ermöglicht die Übertragung von hoch aufgelösten Bildern indem jeweils nur der bildschirmfüllende Ausschnitt – unabhängig vom Vergrößerungsfaktor – zum Client geliefert wird. Diese Funktionalität erwies sich als ideal für das Vorhaben, insbesondere zu Zeiten, als Übertragungsraten und Rechnerleistungen noch deutlich geringer waren.
Der überschaubare Satz von Metadaten – die Pläne besitzen bestimmte, gut vergleichbare Hauptmerkmale wie Maße, Darstellungsmodus, Orientierung – konnte ohne großen Aufwand in einer Filemaker-Datenbank umgesetzt und mittels Filemaker CDML seit 2003 im Netz publiziert werden (Startseite). Die Datenbank selbst enthält keine Bilddaten, diese werden unabhängig auf Digilib-Servern in Rom und Berlin oder extern verwaltet. Digilib wurde seit Beginn des Projektes mehrfach aktualisiert und bietet zahlreiche Optionen zur Handhabung der Bilder, einschließlich Annotation und Übermittlung derselben.
Zur Handhabung der Daten von Personen- und Institutionen, die mit den Plänen verbunden sind (Zeichner, Stecher, Verleger, aufbewahrende Einrichtung), wurde zunächst ein einfaches relationales Datenmodell gewählt. Ein zusätzliches, dem Wesen von Druckgrafik geschuldetes Merkmal des Datenmodells besteht in der Unterscheidung zwischen dem ‘Plan an sich’ (bzw. der Druckplatte) und dem einzelnen Abzug. Diese Differenzierung klärt nicht nur die Datenstruktur im Fall mehrerer in der Datenbank verzeichneter Exemplare, sondern ermöglicht die Aufnahme beliebig vieler einzelner Abzüge. Im Zuge einer immer stärkeren Vernetzung von Online-Ressourcen kann mit diesem Modell auch ohne großen Aufwand auf Exemplare in Sammlungen verwiesen werden, von denen das Projekt keine Originalaufnahmen angefertigt hat. Das Bild wird dann direkt von der externen Quelle aufgerufen.
Seit dem online-Start wurden die Datenbestände mehrfach durch Scankampagnen um Bilder und um Metadaten ergänzt (Ausgangsbestände: 2003 Istituto Nazionale per la Grafica und 2004ff. Bibliotheca Hertziana, Erweiterungen: 2006 British School of Rome, 2012 Biblioteca Nazionale sowie einzelne Drucke in Privatbesitz). Hier ist insbesondere Hermann Schlimme zu danken, der für die Anfertigung eines großen Teils der Aufnahmen sorgte. Ein kleinerer Bestand an Abbildungen, die urheberrechtlichen Beschränkungen unterliegen (aus Fotoarchiven oder Printpublikationen), ist nur autorisierten Benutzern zugänglich. Es wird angestrebt, ein Maximum der nachgewiesenen Pläne entweder mit frei zugänglichen Neuaufnahmen oder qualitätvollen externen Ressourcen zu verbinden. Etwaige vorhandene Urheber- und Nutzungsrechte bleiben ungeachtet der Zugänglichkeit bei ihren Inhabern.
CIPRO und ZUCCARO
Die umfangreichen, in den Plänen enthaltenen stadtgeschichtlichen Informationen liegen vorwiegend im Planbild selbst, d.h. in den Darstellungen der einzelnen Karten- und Stadtbildelemente und ihrer räumlichen bzw. flächenmäßigen Anordnung. Zusätzliches Wissen über die dargestellten Objekte und den Stadtraum (also bspw. Architekten bestimmter Bauten) selbst ist als eigenständige Kontextinformation aufzufassen, die zunächst nicht mit der Katalogisierung der Pläne erfasst wird. Derartige Kontextinformationen mit den Plänen zu verbinden, war jedoch seit Anfang des Projektes vorgesehen und wird seit der Integration in das System ZUCCARO schrittweise umgesetzt.
Seit 2008 ist der Datenbestand von CIPRO in ZUCCARO integriert und wird dort aktualisiert und erweitert (Zugang im Rahmen des Portals zur Romtopographie orbis urbis). Die Arbeitsumgebung und –oberfläche befinden sich im beta-Status (Filemaker Server, xslt-Oberfläche). Daher ist die Konsultation nur mit Einschränkungen möglich. Die im Wesentlichen von Martin Raspe und Georg Schelbert definierte hyperrelationale, ereignisbasierte Struktur von ZUCCARO eignet sich hervorragend dafür, den gesamten Kontext der Pläne darzustellen. Das betrifft sowohl die Entstehungsumstände (Zeichner, Stecher, Verleger, Widmungen), die Beziehungen zu den dargestellten Orten und Objekten als auch die Beziehungen der Pläne untereinander. Durch die Anbindung an die in ZUCCARO enthaltenen Bauwerksdaten (in Arbeit) werden nicht nur zugehörige Sachverhalte, sondern auch weitere, teils umfangreiche Dokumentations- und Quellenmaterialien (Bild und Text) zu diesen Bauten erschlossen. Die Anbindung der Bauwerke erfolgt je nach Darstellungsform des Plans durch die direkte Markierung der Monumente (bei bildhaften Darstellungen wie Vogelschauplänen und Panoramen oder ungenauen Plänen) oder durch die geographische Position der Bauwerke (bei kartographisch exakten Plänen, seit Nolli 1748). Bislang wurden in einer von Martin Raspe geleiteten Kampagne Bauwerke auf fünf bedeutenden Plänen markiert.
Durch die Datenstruktur von ZUCCARO kann erstmals das komplizierte Geflecht zwischen den oft von einander abhängigen Stadtplänen abgebildet werden. Das ist inhaltlich relevant, denn einerseits wurden bei der Anfertigung neuer Karten und Vogelschauansichten häufig existierende Werke als Ausgangspunkt genommen und andererseits wurden bereits existierende Druckplatten oft durch Überarbeitungen aktualisiert – nur den großen Meilensteinen der Rompläne liegen authentische kartographische Vermessungen zugrunde. Auch das Verhältnis zwischen der (in der Regel nicht mehr vorhandenen) Druckplatte und den einzelnen Abzügen kann in ZUCCARO systematischer als bisher dargestellt werden. Sofern erkennbar ist, dass einem Werk die gleiche(n) Druckplatte(n) zugrunde liegen, wird es als ein einziger “Kunstwerk”-Datensatz behandelt. Diesem sind die in der Datenbank verzeichneten Abzüge mit Angabe der besitzenden Sammlung und des jeweiligen, für den Abzug vorliegenden Zustands der Platte angegliedert. Da naturgemäß nicht alle Zustände einer Platte von vorneherein bekannt sein können, werden diese mit einer chronologisch relativen römischen Ziffer (I, II, usw.) und einer Jahreszahl gekennzeichnet und im Fall der Entdeckung weiterer Zustände entsprechend ergänzt.
Derzeit (Juni 2013) sind etwa 300 Stadtpläne und Panoramen in ca. 650 Einzelexemplaren in rund 80 Sammlungen nachgewiesen. Der Datenbestand wird laufend erweitert.
Geplante technische Maßnahmen
Für das Projekt CIPRO soll in naher Zukunft eine eigene Oberfläche geschaffen werden (vsl. auf der Basis von eXist), die in regelmäßigen Abständen mit aktualisieren Datenexporten aus dem ZUCCARO-System gefüllt wird. Auf diese Weise wird zugleich die ständige Aktualität der Daten und Kompatibilität mit den Beständen in ZUCCARO als auch eine funktionale Unabhängigkeit von CIPRO gewährleistet. Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt CIPRO I der Standardzugang für das allgemeine Publikum.
Online-Zugänge zu CIPRO
CIPRO – viersprachig; demnächst mit neuer Oberfläche
CIPRO im Orbis Urbis-Portal in ZUCCARO, deutschsprachig (beta)
Zur Geschichte der römischen Stadtpläne
(dieser Überblick findet sich, in gringfügig anderer Form auch auf der Seite orbis urbis)
Die Pläne des späten Mittelalters zeigten die Stadt in erster Linie als Ansammlung von Monumenten. Ein spätes und bereits von umfassender antiquarischer Kenntnis geprägtes Beispiel ist die 1474 entstandene Federzeichnung von Alessandro Strozzi in einem Manuskript der Biblioteca Laurenziana in Florenz.
Mit dem großen Plan von Leonardo Bufalini 1551 entstand ein erster repräsentativer Stadtplan, der sich um die topographisch genaue Wiedergabe der Stadt bemüht. Die Darstellung der Bebauung ist dabei auf die Angabe der Straßenzüge reduziert, abgesehen von den monumentalen Gebäuden, wie den Kirchen und Palästen – etwa dem gerade fertiggestellten Palazzo Farnese – und den – teils frei ergänzten – antiken Monumenten.
Im Gegensatz zu diesem Grundrissplan bevorzugte in der Folgezeit der überwiegende Teil der Stadtpläne die Darstellungsform der Vogelschau. Dabei trat die zeitgenössische Stadt immer mehr in den Vordergrund. Insbesondere als die Päpste – allen voran Sixtus V. – und ihre Nepoten im Zuge der Gegenreformation das Stadtbild durch Neubauten veränderten, richtete sich das Interesse immer stärker auf die Wiedergabe der “Roma moderna”. Nach den großen Vogelschauplänen von Antonio Tempesta (1593), Matteo Greuter (1618) und Giovanni Maggi (1625) bildete diesbezüglich vor allem der Plan von Giovanni Battista Falda (1676) den Höhepunkt dieser Entwicklung.
Wichtiger Anlass für die Herstellung von Plänen waren die zunächst im 50-, dann im 25-jährigen Rhythmus abgehaltenen Heiligen Jahre, die zahlreiche Pilger in die Stadt strömen ließen. Neben repräsentativen Darstellungen (Mario Cartaro und Ètienne Dupèrac 1575 und 1576) wurden für diese Anlässe auch speziell auf die inhaltlichen und praktischen Bedürfnisse abgestimmte Pläne hergestellt (Giovanni Maggi 1600, 1650), die besonders die Pilgerkirchen hervorhoben. Um 1700 entstanden vermehrt Pläne, die in direktem Zusammenhang mit Reiseführern auf den praktischen Gebrauch durch Reisende ausgerichtet waren und zur Steigerung der Übersichtichlichkeit die wichtigen Monumente gestalterisch hervorhoben (Cruyl/Nodot 1706, ….).
Der erstmals auf genauen flächendeckenden Messungen beruhende Plan von Giovanni Battista Nolli (1748) stellte die Vermittlung des Stadtraums unter die Maxime kartographischer Exaktheit anstelle der halb bildlichen Darstellung seiner Vorgänger. Ergänzt um einen Index mit über 1300 Bauwerken, Straßen und Plätzen bot er eine in den folgenden Jahrzehnten nicht übertroffene Informationsfülle. Erst die im Zuge der Erstellung eines flächendeckenden Katasters im Kirchenstaat nach 1818 entstandenen Pläne (Pianta del Censo 1829 etc.) lösten diesen Meilenstein langsam ab und wurden zur Grundlage einerseits von städtebaulichen Generalplänen (Piani regolatori) und andererseits immer mehr auf die touristischen Bedürfnisse abgestimmten und mit Zusatzinformationen versehenen Stadtplänen für das Publikum.
(Literatur zu den einzelnen Plänen findet sich in ZUCCARO jeweils beim Datensatz des Plans, Basisliteratur hier (Abfrage in Zuccaro, pdf))
Interne Seite zur Weiterentwicklung der Datenbank: Cipro_intern
Kontakt
Dr. Georg Schelbert (Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin)