§34: Unterschied zwischen den Versionen
Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik
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Version vom 14. Juni 2018, 15:28 Uhr
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Der verbale Hauptsatz mit Imperfektiv, Anterior und Subjunktiv
(1) Das Subjekt (‘wer oder was?’), das direkte Objekt (‘wen oder was?’) und das indirekte Objekt (‘wem?’), d.h. die sog. Aktanten, folgen alle dem Verb. Anders als im Deutschen gibt es keine Kongruenz zwischen dem Subjekt und den Verbalformen. (Die traditionelle Bezeichnung „Suffixkonjugation“ ist also irreführend.) Im Ägyptischen gibt es keine Fälle („Kasus“) wie Nominativ, Akkusativ und Dativ. Subjekte und Objekte werden auf andere Weise unterschieden (dazu unten mehr).
(2) Das indirekte Objekt (‘wem?’) wird im Ägyptischen indirekt mit der Präposition 𓈖 n ‘für’ angeschlossen. Im Deutschen ist die Kombination von n und direktem Objekt meist einfach als Dativ-Objekt zu übersetzen, z.B. n nṯr ‘dem Gott’ (eher als ‘für den Gott’).
Achtung: Es besteht potentiell Verwechselungsgefahr zwischen der indirektes Objekt-Präposition 𓈖 n ‘für’, dem 𓈖 n(.ï) ‘von’ vom Indirekten Genitiv (§26) und der Anterior-Endung 𓈖 -.n (§33).
(3) Der Imperfektiv und der Anterior können im Hauptsatz nicht direkt an erster Satzposition stehen! Häufig wird die Erstposition durch eine Satz-Partikel ausgefüllt, insbesondere durch:
- 𓇋𓅱 jw (bleibt unübersetzt);
- 𓊢𓂝𓈖 ꜥḥꜥ.n ‘dann, darauf’;
- 𓇋𓋴𓍿, 𓇋𓋴𓏏 jsṯ ‘derweil, dabei’;
- 𓅓𓂝𓎡 m⸗k (m.sg) ‘Siehe, …’, 𓅓𓂝𓍿 m⸗ṯ (f.sg) ‘Siehe, …’, 𓅓𓂝𓍿𓈖𓏥 m⸗ṯn (pl) ‘Seht, …’ (Die Partikel provoziert die Aufmerksamkeit der/des Zuhörerenden. Die Form beinhaltet selbst ein quasi eigenes Suffixpronomen, das mit Genus und Numerus des Angeredeten kongruiert. ‘Siehe’ bzw. ‘Seht, …’ ist als Behelfsübersetzung zu verstehen).
Ganz im Gegensatz dazu steht der Subjunktiv in den meisten Fällen direkt am Satzanfang. Alternativ kann eine der folgenden Satz-Partikeln davor stehen:
- 𓇉𓄿𓀁 ḥꜣ (desiderativ/Wunsch äußernd:) ‘möge doch, würde doch, könnte doch, dass doch’,
- 𓎛𓅱𓏭𓀁 ḥwï – wie ḥꜣ,
- 𓇋𓐍𓏛 jḫ (konsekutiv/folgernd, modal:) ‘so/dann soll, so/dann will, so/dann möge’.
- selten: 𓎡𓄿𓀁 kꜣ (konsekutiv/folgernd, futurisch:) ‘so/dann wird, so/dann will, so/dann kann’.
- selten: 𓅓𓂝𓎡 m⸗k (m.sg), 𓅓𓂝𓍿 m⸗ṯ (f.sg), 𓅓𓂝𓍿𓈖𓏥 m⸗ṯn (pl) ‘Siehe, …’ bzw. ‘Seht, …’.
Hinter jw, ꜥḥꜥ.n und jsṯ steht hingegen nie der Subjunktiv!
(4) Der verbale Hauptsatz hat die Grundstruktur
[Partikel] [Verbform] [Subjekt
(wer?)direktes Objekt
(wen?)indirektes Objekt]
(wem?)Beispiel: 𓇋𓅱 𓂋𓂞𓈖 𓇋𓏏𓆑𓀀 𓏏𓏐𓏒 𓈖 𓅐𓏏𓁐 jw rḏ(j).n jt(j) tʾ n mʾw.t ptkl geben:ant Vater:m.sg Brot:m.sg für Mutter:f.sg ‘Der Vater hat der Mutter das Brot gegeben; Der Vater gab der Mutter das Brot’
Beispiele:
[Partikel] [Verbform] [Subjekt dir.Obj. indir.Obj.] jw sḏm mʾw.t jt(j) ‘Die Mutter hört den Vater’ jw sḏm jt(j) mʾw.t ‘Der Vater hört die Mutter’ sḏm jt(j) mʾw.t ‘Der Vater soll die Mutter hören’ jw sḏm.n jt(j) mʾw.t ‘Der Vater hat die Mutter gehört’ m⸗k sḏm jt(j) mʾw.t ‘Siehe, der Vater hört die Mutter’ ꜥḥꜥ.n sḏm.n jt(j) mʾw.t ‘Dann hörte der Vater die Mutter’ ḥꜣ sḏm jt(j) mʾw.t ‘Möge der Vater doch die Mutter hören’ jw ḏ(j) jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Der Vater gibt der Mutter das Brot’ ꜥḥꜥ.n rḏ(j).n jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Dann gab der Vater der Mutter das Brot’ jsṯ rḏ(j).n jt(j) tʾ n mʾw.t ‘Derweil gab der Vater der Mutter das Brot’
(5) Handelt es sich beim Subjekt oder beim indirekten Objekt um Personalpronomina (z.B. ‘ich’ bzw. ‘mir’), so stehen hier die Suffixpronomina:
Substantiv Personalpronomen Subjekt: jt(j) ‘der Vater ’ → ⸗f ‘er’ (Suffixpronomen) Indirektes Objekt: n jt(j) ‘dem Vater ’ → n⸗f ‘ihm’ (Präposition n + Suffixpronomen)
- Beispiele:
[Partikel] [Verbform][Subjekt dir.Obj. indir.Obj.] jw sḏm⸗j jt(j) ‘Ich höre den Vater’ ꜥḥꜥ.n rḏ(j).n⸗f tʾ n mʾw.t ‘Dann gab er der Mutter das Brot’
Handelt es sich beim direktem Objekt um ein Personalpronomen (z.B. ‘mich’), so steht hier ein anderer Typ von Personalpronomen, der erst später besprochen wird (§36). Bezüglich der Reihenfolge der Aktanten gelten ferner spezielle Stellungsregeln, die ebenfalls später angesprochen werden (§37).
Literaturhinweise
Allen (²2010: Kap. 18.4,7,9, 19.3,5–6, 20.3,7); Schenkel (⁵2012: Kap. 7.3.6, 8.2.1, 8.3.1–3)
Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).
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Daniel A. Werning. 14.6.2018. "§34", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A734%26oldid=249 (Zugriff: 25.11.2024).
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