§12: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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(4) Auch einige bestimmte Logogramme kommen wahlweise oder sogar regelmäßig mit Phonetischen Komplementen vor. Je nachdem, ob ein Logogramme mit Phonetischen Komplementen versehen ist oder nicht, wollen wir genauer von „autonomen“ Logogrammen (ohne Komplement) bzw. „<b>Radikogrammen</b>“ (von lateinisch <i>radix</i> ‘Wurzel’; mit Komplement) sprechen.   
<span id="Abschnitt_4">(4)</span> Auch einige bestimmte Logogramme kommen wahlweise oder sogar regelmäßig mit Phonetischen Komplementen vor. Je nachdem, ob ein Logogramm mit Phonetischen Komplementen versehen ist oder nicht, wollen wir genauer von „autonomen“ Logogrammen (ohne Komplement) bzw. „<b>Radikogrammen</b>“ (von lateinisch <i>radix</i> ‘Wurzel’; mit Komplement) sprechen.   


:Beispiele für Radikogramme:
:Beispiele für Radikogramme:

Aktuelle Version vom 26. Juli 2018, 10:58 Uhr

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Phonogramme als Phonetische Komplemente

(1) Um Mehrkonsonantenzeichen herum können Einkonsonantenzeichen (seltener Zweikonsonantenzeichen) stehen, die im Mehrkonsonantenzeichen eigentlich schon geschriebene Konsonanten noch einmal wiederholen, ohne dass sie damit zweimal zu lesen wären. Sie erinnern den/die Lesende nur an einen Teil der Lesung des zentralen Mehrkonsonantenzeichens. Man spricht bei diesen „komplementierenden“ Einkonsonantenzeichen traditionell von „Phonetischen Komplementen“.

Beispiele:

a) Komplementierung hinten (sehr häufig):

𓃹𓈖 𓇋𓏠𓈖𓀭
wn:n j-mn:n-Gott Schreibungsanalyse
wn Jmn(.w) Transkription
‘war’ ‘(Gott) Amun
b) Komplementierung vorne und hinten (eher selten):
𓊃𓅭𓄿𓂡 𓈙𓏏𓍔𓄿𓏛
z:zꜣ:ꜣ-hüten š-t:tꜣ:ꜣ-immateriell
zꜣ(w) štꜣ
‘hüten, bewachen’ ‘geheimnisvoll’
c) Komplementierung nur vorne (selten):
𓊃𓅭𓂡 𓏏𓍃
z:zꜣ-hüten t:tm
zꜣ(w) tm
‘hüten, bewachen’ ‘zu Ende sein, nicht sein, vollständig sein’


(2) Sonderfälle:

a) Ein Phonetisches Komplement steht hinter einem Mehrkonsonantenzeichen anstatt davor (wenige Sonderfälle):
𓎗𓅱𓏛 𓉻𓂝
w:w-immateriell ꜥꜣ:ꜥ
wḏ ꜥꜣ
‘befehlen’ ‘groß, großartig’
b) Ein Mehrkonsonantenzeichen wird komplett hinten komplementiert (wenige Sonderfälle; Spezialfall des zuvor beschriebenen Sonderfalls mit nachgestelltem Komplement des Anfangskonsonanten):
𓉻𓂝𓄿 𓇑𓇑𓈖𓈖
ꜥꜣ:ꜥ:ꜣ nn:n:n
ꜥꜣ nn
‘groß, großartig’ ‘dieses’
c) Phonetische Komplementierung mit Zweikonsonantenzeichen (sehr wenige, aufzählbare Sonderfälle).
𓌴𓐙𓂝𓏏
mꜣ:mꜣꜥ:ꜥ-t
mꜣꜥ.t
Maat; Ordnung, …’
d) Mehrfachschreibung/Überschneidung von Konsonanten (aufzählbare Sonderfälle, insbesondere mit nw):
𓈖𓍇‌𓏌‌𓅱 𓄚𓈖𓏌‌𓅱𓉐
n:nw:nw:w n:n:nw:w-Raum
nw ẖnw
‘dieses, jenes’ ‘Inneres, Zuhause, Residenz’


(3) In klassisch-mittelägyptischen Texten kann der/die Lesende im Regelfall davon ausgehen, dass Einkonsonantenzeichen, die um ein Mehrkonsonantenzeichen herum stehen und Teile von diesem zu wiederholen scheinen, in der Tat als Phonetische Komplemente fungieren, d.h. quasi nicht mitzulesen sind (siehe die Beispiele oben). Hiervon gibt es eine aufzählbare Menge von lernbaren Ausnahmen: Zweikonsonantenzeichen, die im Regelfall nicht komplementiert werden, z.B. das Zeichen 𓁹 jr. Bei diesen ist ein dazugesetztes, scheinbar wiederholendes Einkonsonantenzeichen dann ausnahmsweise wirklich einmal als eigenständiger Konsonant mitzulesen. Vergleiche:

𓌻𓂋 vs. 𓌻𓂋𓂋
mr:r mr:r-r
mr mrr
𓅨𓂋 vs. 𓅨𓂋‌𓂋
wr:r wr:r-r
wr wrr
aber Sonderfall
𓁹 vs. 𓁹𓂋
jr jr-r
jr jrr


(4) Auch einige bestimmte Logogramme kommen wahlweise oder sogar regelmäßig mit Phonetischen Komplementen vor. Je nachdem, ob ein Logogramm mit Phonetischen Komplementen versehen ist oder nicht, wollen wir genauer von „autonomen“ Logogrammen (ohne Komplement) bzw. „Radikogrammen“ (von lateinisch radix ‘Wurzel’; mit Komplement) sprechen.

Beispiele für Radikogramme:
𓋹𓈖𓐍 𓆣‌𓂋 𓊹𓂋𓏏𓁐 𓋴𓌂𓐍𓅓
nḫ|leben:n:ḫ ḫpr|werden:r nṯr|göttlich:r-t-Frau/Göttin s:sḫm|mächtig:ḫ:m
ꜥnḫ ḫpr nṯr.t sḫm
‘leben’ ‘werden; verwandeln’ ‘Göttin’ ‘mächtig’

Hinweis: Die Funktionsklasse des „Radikogramms“ ist in älteren Grammatiken noch nicht vertreten. Entsprechende Verwendungen werden dort mehrheitlich als Fälle von Mehrkonsonantenzeichen klassifiziert und teilweise aber auch als Fälle von Logogrammen (d.h. Logogramme mit und ohne Phonetisches Komplement werden dort nicht terminologisch unterscheiden).

Literaturhinweise

Allen (²2010: Kap. 3.2); Schenkel (⁵2012: Kap. 3.1.2.1); Werning (Classifiers; in Vorbereitung); Polis & Rosmorduc (2015).

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§12", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A712%26oldid=634 (Zugriff: 22.11.2024).

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