Gleichursprünglichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Begriff'''  
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Gleichursprünglichkeit setzt sich aus gleich und ursprünglich zusammen.  
Gleichursprünglichkeit ist eine Wortneuschöpfung und setzt sich aus gleich und ursprünglich zusammen. Damit sollen bestimmte non-lineare Zusammenhänge, speziell von technischen Medien im Vollzug, beschreibbar werden. Wird zum Beispiel ein Computerprogramm aus den 70er Jahren mit der Hilfe einer Emulation auf einem zeitgenössischen Rechner ausgeführt, so ist das Programm im Moment des Vollzugs nicht etwa historisch, sondern gleichursprünglich.
 


'''Medienwissenschaftliche Perspektive'''  
'''Medienwissenschaftliche Perspektive'''  
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Gleichursprünglichkeit steht ähnlich wie [[Rekursion]]für eine nicht historische Betrachtung von Medienzeit. Bei der Gleichursprünglichkeit wird davon ausgegangen, dass es ein medienaktives Wissen gibt denen Mathematik,Physik und deren Gesetze zugrunde liegen. Diese Gesetzte sind zeitlich invariant, sind aber in ihrer Medienwerdung mit der allgemeinen Kulturgeschichte verflechtet. Das Wissen wartet sozusagen darauf, immer wieder neu gedacht zu werden. Je nachdem in welchem historischen und diskursiven Umfeld sie gedacht werden, kommen sie gleichursprünglich zur Geltung. Dieses gleichursprüngliche welches technischen Medien zugrunde liegt liegt non-diskursiv abseits der Geschichte und kommt in loopartigen, rekursiven Bewegungen zum Vorschein. Deshalb brechen technische Medien mit der Zeitweise von Fortschrittsgeschichte, die Medien als Abfolge technischer Entwicklungen weiter erzählt. Technischen Medien liegt etwas zeitinvarianten zugrunde. Diese gleichursprünglichen  durch medienerfindungen werden diese durch menschen erkannt
Gleichursprünglichkeit steht ähnlich wie [[Rekursion]] für eine nicht-historische Betrachtung von Medienzeit. Bei der Gleichursprünglichkeit wird davon ausgegangen, dass es ein medienaktives Wissen gibt, dem Mathematik, Physik und deren Gesetze zugrunde liegen. Diese Gesetze sind zeitlich invariant, sind aber in ihrer Medienwerdung mit der allgemeinen Kulturgeschichte verflochten. Das Wissen wartet sozusagen darauf, immer wieder neu gedacht zu werden. Je nachdem, in welchem historischen und diskursiven Umfeld Medien gedacht werden, kommen sie gleichursprünglich zur Geltung. Dieses Gleichursprüngliche, welches technischen Medien zugrunde liegt, liegt non-diskursiv abseits der Geschichte und kommt in loopartigen, rekursiven Bewegungen zum Vorschein. Deshalb brechen technische Medien mit der Zeitweise von Fortschrittsgeschichte, die Medien als Abfolge technischer Entwicklungen weiter erzählt. Technischen Medien liegt etwas zeitinvariantes zugrunde, welches mittels Medienerfindungen durch (u.a.) den Menschen erkannt werden. So Wolfgang Ernst selbst : "[D]as Wissen [ist] schon in den operativen Dingen selbst angelegt, wartend darauf, dass menschliche Kultur es in immer neuen Anläufen explizit macht und operativ in den Griff bekommt, in Form elektronischer Medien und/oder mathematischen Maschinen"<ref>Wolfgang Ernst: Gleichursprünglichkeit. Zeitwesen und Zeitgegebenheit technischer Medien Berlin: Kadmos 2012 S.428.</ref>


Unabdingbar sind Medien als Technik mit der allgemeinen
Kulturgeschichte verwoben; zugleich aber brechen sie als
Zeitwe(i)sen aus dieser schlichten Untergliederung ekstatisch aus.


'''Artefakte'''
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Emulatoren; ausführbare Programme; aber eigentlich auch alle Medien, die techno-mathematisches Wissen operativ machen.


Ist das Wissen schon in den operativen Dingen selbst angelegt, wartend darauf, dass menschliche Kultur es in immer neuen anläufen explizit macht und operativ in den Griff bekommt, in Form elektronischer Medien und/oder mathematischen Maschinen s.428


'''Weiterführendes'''
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Wolfgang Ernst: Gleichursprünglichkeit. Zeitwesen und Zeitgegebenheit technischer Medien Berlin: Kadmos 2012


es gibt ein medienaktives WIssen. Das zugrunde liegende wissen gehorcht Gesetzen, welche zeitlich invariant sind. Dieses Wissen wartet darauf immer wieder neu gedacht zu werden . Es kommt aber nur in historischen, diskursiven Kontexten zur Geltung. Den Dingen liegt etwas zugrunde, etwas gleichursprüngliches, welches quer zur Geschichte darauf wartet erkannt zu werden.  
Gerard Simondon Begriff der "recurrent causality" kann unter Umständen ebenfalls produktiv gemacht werden. https://monoskop.org/images/7/7e/Simondon_Gilbert_1958_2007_Technical_Individualization.pdf (Zuletzt aufgreufen: 31.10.2017)


- verbindung zu pytagooreer harmonia- gefüge aus zeit zahl und physis.
Gerard Simondon wählte dafür (passend in der englischen
Übersetzung) den Begriff der "recurrent causality" als Begründung
der Individualisierung technischer Objekte.135 135 Kap. II, Abschnitt III "Technical individualization". Siehe
auch Kapitel 5 "Writing the Printed Circuit. For a Genealogy of
Code" im Buch von Federica Frabetti, Software Theory. A Cultural
and Philosophical Study, xxx, 129-165
'''Artefakte''.
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'''Weiterführendes'''
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'''Textverweise'''
'''Textverweise'''
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(nur einfügen, wenn man Fußnoten im Text hat…. und dann nichts selbst runterschreiben)

Aktuelle Version vom 31. Oktober 2017, 20:46 Uhr

Begriff


Gleichursprünglichkeit ist eine Wortneuschöpfung und setzt sich aus gleich und ursprünglich zusammen. Damit sollen bestimmte non-lineare Zusammenhänge, speziell von technischen Medien im Vollzug, beschreibbar werden. Wird zum Beispiel ein Computerprogramm aus den 70er Jahren mit der Hilfe einer Emulation auf einem zeitgenössischen Rechner ausgeführt, so ist das Programm im Moment des Vollzugs nicht etwa historisch, sondern gleichursprünglich.


Medienwissenschaftliche Perspektive


Gleichursprünglichkeit steht ähnlich wie Rekursion für eine nicht-historische Betrachtung von Medienzeit. Bei der Gleichursprünglichkeit wird davon ausgegangen, dass es ein medienaktives Wissen gibt, dem Mathematik, Physik und deren Gesetze zugrunde liegen. Diese Gesetze sind zeitlich invariant, sind aber in ihrer Medienwerdung mit der allgemeinen Kulturgeschichte verflochten. Das Wissen wartet sozusagen darauf, immer wieder neu gedacht zu werden. Je nachdem, in welchem historischen und diskursiven Umfeld Medien gedacht werden, kommen sie gleichursprünglich zur Geltung. Dieses Gleichursprüngliche, welches technischen Medien zugrunde liegt, liegt non-diskursiv abseits der Geschichte und kommt in loopartigen, rekursiven Bewegungen zum Vorschein. Deshalb brechen technische Medien mit der Zeitweise von Fortschrittsgeschichte, die Medien als Abfolge technischer Entwicklungen weiter erzählt. Technischen Medien liegt etwas zeitinvariantes zugrunde, welches mittels Medienerfindungen durch (u.a.) den Menschen erkannt werden. So Wolfgang Ernst selbst : "[D]as Wissen [ist] schon in den operativen Dingen selbst angelegt, wartend darauf, dass menschliche Kultur es in immer neuen Anläufen explizit macht und operativ in den Griff bekommt, in Form elektronischer Medien und/oder mathematischen Maschinen"[1]


Artefakte


Emulatoren; ausführbare Programme; aber eigentlich auch alle Medien, die techno-mathematisches Wissen operativ machen.


Weiterführendes


Wolfgang Ernst: Gleichursprünglichkeit. Zeitwesen und Zeitgegebenheit technischer Medien Berlin: Kadmos 2012

Gerard Simondon Begriff der "recurrent causality" kann unter Umständen ebenfalls produktiv gemacht werden. https://monoskop.org/images/7/7e/Simondon_Gilbert_1958_2007_Technical_Individualization.pdf (Zuletzt aufgreufen: 31.10.2017)


Textverweise


  1. Wolfgang Ernst: Gleichursprünglichkeit. Zeitwesen und Zeitgegebenheit technischer Medien Berlin: Kadmos 2012 S.428.