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Dem Archiv kommt demnach eine aufhebende, bewahrende, ordnende aber auch verschließende Rolle zu. In diesen Aspekten unterscheidet es sich schon wesentlich von einer Bibliothek oder einem Museum. Das Archiv ist Teil des oder sogar das kulturelle Gedächtnis, das Museum oder die Bibliothek speist daraus eine Performation, stellt aus und zusammen. Das Archiv ist kein Artefakt des Gedächtnisses, es ist nichts passives, nicht ein Speicher der gefüllt wird, es wird selbst kulturell produktiv. Diese Annahme ist schon nah bei Foucault.
Dem Archiv kommt demnach eine aufhebende, bewahrende, ordnende aber auch verschließende Rolle zu. In diesen Aspekten unterscheidet es sich schon wesentlich von einer Bibliothek oder einem Museum. Das Archiv ist Teil des oder sogar das kulturelle Gedächtnis, das Museum oder die Bibliothek speist daraus eine Performation, stellt aus und zusammen. Das Archiv ist kein Artefakt des Gedächtnisses, es ist nichts passives, nicht ein Speicher der gefüllt wird, es wird selbst kulturell produktiv. Diese Annahme ist schon nah bei Foucault.


Michel Foucault unternimmt in der "Archaäologie des Wissens" verschiedene Versuche, sich dem Archiv sowohl phänomenologisch als auch in dessen Gestalt als etwas Operatives zu nähern. "Zwischen der Sprache, die das Konstruktionssystem möglicher Sätze definiert, und dem Korpus, das die gesprochenen Worte passiv aufnimmt, definiert das Archiv eine besondere Ebene: die einer Praxis <...>. <...> sie bildet nicht die zeit- und ortlose Bibliothek aller Bibliotheken <...>. Es ist das allgemeine System der Formation und der Transformation der Aussagen."
Michel Foucault unternimmt in der "Archaäologie des Wissens" verschiedene Versuche, sich dem Archiv sowohl phänomenologisch als auch in dessen Gestalt als etwas Operatives zu nähern. Das Archiv definiert  das "System [der] Aussagbarkeit" der Aussage und ist das "System ihres Funktionierens"<ref>Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Berlin 1981. S. 188.</ref>. Das unterstreicht das Archiv erneut als Bezugssystem und Fundament. Die produktive Ebene des Archivs erläutert er an der Sprache: "Zwischen der Sprache, die das Konstruktionssystem möglicher Sätze definiert, und dem Korpus, das die gesprochenen Worte passiv aufnimmt, definiert das Archiv eine besondere Ebene: die einer Praxis <...>. <...> sie bildet nicht die zeit- und ortlose Bibliothek aller Bibliotheken <...>. Es ist das allgemeine System der Formation und der Transformation der Aussagen."<ref>Foucault: Archäologie des Wissens. S. 188.</ref>


'''Artefakte'''
'''Artefakte'''

Version vom 28. Oktober 2017, 16:43 Uhr

Begriff


Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen von "archivum" = Aktenschrank ab; bzw. aus dem Altgriechischen "ἀρχεῖον" = archeíon = Amtsgebäude. Als Archiv wird eine Institution bezeichnet, die Kulturgut unbegrenzt und sortiert aufbewahrt. Das Archiv unterscheidet sich in eben diesen Aspekten vom Museum, welches Artefakte gezielt zusammen- und für einen festgelegten Zeitraum ausstellt.


Medienwissenschaftliche Perspektive


"Archiv meint zum Einen Ordnung und Regelung, aber auch die zeitweilige Aufhebung, die Vor(ent)haltung und den Entzug von Urkunden gegenüber der monetären, (kultur-)semiotischen oder digitalen Zirkulation."[1]

Dem Archiv kommt demnach eine aufhebende, bewahrende, ordnende aber auch verschließende Rolle zu. In diesen Aspekten unterscheidet es sich schon wesentlich von einer Bibliothek oder einem Museum. Das Archiv ist Teil des oder sogar das kulturelle Gedächtnis, das Museum oder die Bibliothek speist daraus eine Performation, stellt aus und zusammen. Das Archiv ist kein Artefakt des Gedächtnisses, es ist nichts passives, nicht ein Speicher der gefüllt wird, es wird selbst kulturell produktiv. Diese Annahme ist schon nah bei Foucault.

Michel Foucault unternimmt in der "Archaäologie des Wissens" verschiedene Versuche, sich dem Archiv sowohl phänomenologisch als auch in dessen Gestalt als etwas Operatives zu nähern. Das Archiv definiert das "System [der] Aussagbarkeit" der Aussage und ist das "System ihres Funktionierens"[2]. Das unterstreicht das Archiv erneut als Bezugssystem und Fundament. Die produktive Ebene des Archivs erläutert er an der Sprache: "Zwischen der Sprache, die das Konstruktionssystem möglicher Sätze definiert, und dem Korpus, das die gesprochenen Worte passiv aufnimmt, definiert das Archiv eine besondere Ebene: die einer Praxis <...>. <...> sie bildet nicht die zeit- und ortlose Bibliothek aller Bibliotheken <...>. Es ist das allgemeine System der Formation und der Transformation der Aussagen."[3]

Artefakte


Weiterführendes


Textverweise


  1. Ernst, Wolfgang: MEDIEN, DIE DAS ARCHIV UNTERLAUFEN. Kurzfassung des Vortrags im Rahmen der Konferenz »art::archive::architectures« am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe, 24./25. Juni 2011. Online unter: https://www.musikundmedien.hu-berlin.de/de/medienwissenschaft/medientheorien/texte-und-notizen-zur-medienarchaeologie/med-kunst-arc-zkm-reif.pdf/view (zuletzt aufgerufen am: 08.10.2017)
  2. Michel Foucault: Archäologie des Wissens. Berlin 1981. S. 188.
  3. Foucault: Archäologie des Wissens. S. 188.