§33: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Aktuelle Version vom 26. Juli 2018, 11:01 Uhr

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Die Haupttempora: „Imperfektiv“ sḏm(⸗f), „Anterior“ sḏm.n(⸗f) und „Subjunktiv“ sḏm(⸗f)

Die drei Haupttempora des klassischen Mittelägyptisch sind der „Imperfektiv“, der „Anterior“ und der „Subjunktiv“. Das Subjekt steht im Mittelägyptischen (anders als im Deutschen) immer hinter der Verbform, z.B. sḏm nṯr ‘der Gott höre’. Handelt es sich beim Subjekt um ein Personalpronomen, so klebt dieses in Form eines Suffixpronomens (§28) direkt hinten am Verb, z.B. sḏm⸗f ‘er höre’. Daher spricht man bei diesen Verbformen auch von der „Suffixkonjugation“.


(1) Bedeutung

i) Der Imperfektiv ähnelt in erster Näherung dem deutschen Präsens, z.B. sḏm⸗j ‘(und) ich höre’.

ii) Der Anterior ähnelt zwar sprachgeschichtlich in verschiedener Hinsicht dem deutschen Perfekt. Er kann aber im Deutschen genauso gut mit Perfekt wie mit Präteritum übersetzt werden, z.B. sḏm.n⸗j ‘(und) ich habe gehört; (und) ich hörte’.

iii) Der Subjunktiv ist eine modal markierte Form. Sie beschreibt Handlungen, deren Realisierung von bestimmten Umständen abhängt. Der Subjunktiv lässt sich je nach Textzusammenhang (Kontext) in einer der folgenden Weisen übersetzen: z.B. sḏm⸗j ‘ich möge hören, ich soll hören, ich will hören’. Im Mittelägyptischen übernimmt der Subjunktiv darüber hinaus die Funktion des Futurs: ‘ich werde hören’.


(2) Formen

i) Der geschriebene Stamm des Imperfektivs entspricht der im Wörterbuch zitierten Verbwurzel-Form. Ein schwacher Endkonsonant (j) erscheint nicht in der Schrift.

ii) Der geschriebene Stamm des Subjunktivs entspricht nur teilweise der im Wörterbuch zitierten Verbwurzel-Form. Ein schwacher Endkonsonant (j) erscheint in der Schrift meist nicht, fallweise wird aber ein y (𓇋𓇋) geschrieben; z.B. Wörterbuchform jr(j), Subjunktiv jr oder jry. Bei denjenigen dreikonsonantigen Verben, bei denen der letzte und der vorletzte Wurzelkonsonant gleich ist, d.h. bei Verben secundae geminatae, erscheint dieser Wurzelkonsonant in der Schrift aber nur einmal geschrieben, z.B. Wörterbuchform ꜣmm, Subjunktiv ꜣm.

iii) Der Anterior hat eine stammerweiternde Endung (Suffix) 𓈖 n, die in der Transkription mit einem Punkt vom Stamm getrennt wird; z.B. Wörterbuchform sḏm, Anterior sḏm.n. Bei Verben, die mit einem Klassifikator geschrieben werden, erscheint das n in der Regel hinter dem Klassifikator. Der geschriebene Stamm des Anteriors vor dem n entspricht in den meisten Fällen der im Wörterbuch zitierten Form. Ein halbvokalischer Endkonsonant erscheint niemals in der Schrift. Bei Verben secundae geminatae erscheint dieser Wurzelkonsonant in der Schrift in der Regel nur einmal geschrieben.

Beispiele:

Stark IIae geminatae IIIae infirmae rḏ(j) jw(j)/jj(j)
Imperfektiv sḏm(⸗f)
𓄔𓅓 𓄿𓅓𓅓𓂬 𓁹 𓂞 𓂻𓅱 oder 𓇍𓇋𓂻
sḏm ꜣmm jr(j) ḏ(j) (ohne r!) jw(j) oder jj(j)
‘hört’ ‘packt’ ‘macht’ ‘gibt’ ‘kommt’
Subjunktiv sḏm(⸗f)
𓄔𓅓 𓄿𓅓𓂬 𓁹 oder 𓁹𓇋𓇋 𓂞 𓂻‌𓅱𓏏
sḏm ꜣm jr(j) oder jry ḏ(j) (ohne r!) jwt (mit extra t!)
‘möge/wird hören’ ‘möge/wird packen’ ‘möge/wird machen’ ‘möge/wird geben’ ‘möge/wird kommen’
Anterior sḏm.n(⸗f)
𓄔𓅓𓈖 𓄿𓅓𓂬𓈖 𓁹𓈖 𓂞𓈖 oder 𓂋𓂞𓈖 𓇍𓇋𓂻𓈖 oder 𓂻𓅱𓈖
sḏm.n mꜣ.n jr(j).n ḏ(j).n oder rḏ(j).n jj(j).n oder jw(j).n
‘hat gehört, hörte’ ‘hat gepackt, packte’ ‘hat gemacht, machte’ ‘hat gegeben, gab’ ‘ist gekommen, kam’


(3) Unregelmäßigkeiten

a) Die Subjunktive von jn(j) ‘bringen’ und jw(j)/jj(j) ‘kommen’ lauten nicht jn(y) bzw. jw(y)/jj(y), sondern 𓏎‌𓈖𓏏 jnt bzw. 𓂻‌𓅱𓏏 jwt, mit einem zusätzlichen t.

b) Als Subjunktiv von mꜣꜣ ‘sehen’ erscheint neben dem zu erwartenden 𓌴𓁹𓄿 mꜣ auch eine Variante in der Schreibung 𓌴𓁹𓄿𓈖 mꜣn (Transkription ohne Punkt!) ‘möge/wird sehen’, die nur äußerlich dem Anterior 𓌴𓁹𓄿𓈖 mꜣ.n (Transkription mit Punkt) ‘hat gesehen, sah’ gleicht.

Literaturhinweise

Allen (²2010: Kap. 18.1–3, 19.1–2, 20.1–2); Schenkel (⁵2012: Kap. 7.3.1.1.1, 7.3.1.1.3, 7.3.1.1.9); Schenkel (2000), Schenkel (2009), vgl. auch: Schenkel (2002)

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§33", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A733%26oldid=655 (Zugriff: 22.11.2024).

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