§58: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Aktuelle Version vom 26. Juli 2018, 11:04 Uhr

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Indefinitpronomina

Bestimmte Wörter werden traditionell als Indefinitpronomina angesprochen, weil sie eine in irgendeiner Weise unbestimmte (lat. indefinitum) Referenz haben, z.B. dtsch. irgendeine/r, einige, wenige, viele, alle, jede/r, andere/r, u.a.m. Im Ägyptischen sind einige dieser Wörter wie normale Adjektive zu behandeln, z.B. 𓆈𓏦 ꜥšꜣ ‘zahlreich, viel’. Andere weisen aber bestimmte Besonderheiten auf:

(1) ‘jegliche(r)’

Maskulinum Singular 𓎟 nb ‘jeglicher, jeder’
Maskulinum Plural 𓎟𓏥 nb.(w) ‘alle’
Femininum 𓎟𓏏 nb.t ‘jegliche, jede; alle’
Diese Indefinitpronomina stehen direkt hinter dem Bezugsnomen, noch vor allen (anderen) adjektivischen Attributen, z.B.:
𓐍𓏏‌𓏛𓏥 𓎟𓏏 𓄤𓏏𓃂𓏏
(j)ḫ.(w)t⸗s nb.t nfr.(w)t wꜥb.(w)t
alle ihre schönen, reinen Dinge’.
Sie werden nur attributiv, insbesondere aber nie substantiviert (‘Jeder’) gebraucht. Ein allein stehendes 𓎟, 𓎟𓏥 , 𓎟𓏏 ist also nie das Indefinitpronomen, sondern immer das gleich geschriebene Substantiv 𓎟 ‘Herr’, 𓎟𓏥 ‘Herren’, 𓎟𓏏 ‘Herrin’.


(2) ‘andere(r)’

Maskulinum Singular 𓎡‌𓇋𓇋 ky ‘anderer’
Maskulinum Plural 𓎡𓏭𓅱𓏭, 𓎡𓅱, 𓎡𓅱𓏨 k(ï).w(ï) ‘andere’
Femininum 𓎡𓏏 k(ï).t(ï) ‘andere’
(Es handelt sich morphologisch möglicherweise ursprünglich Dual-Formen.)
Diese Indefinitpronomina stehen vor dem Bezugsnomen, z.B.
𓎡‌𓇋𓇋 𓉔𓂋𓅱𓇳
ky hrw(w)
‘ein anderer Tag’,


𓎡𓏏 𓐍𓏏𓏛
k(ï).t(ï) (j)ḫ.t
‘eine andere Sache’.


(3) ‘ein jeder/eine jede’

𓍿𓈖𓏌𓅱𓌙𓅯𓏛 ṯnw ‘ein jeder, eine jede, …’ steht vor dem Bezugsnomen, z.B.:
𓍿𓈖𓏌𓅱𓌙𓅯 𓆳𓏏𓏤
ṯnw rnp.t
ein jedes Jahr’.


(4) ‘einige (wenige)’

𓈖𓉔𓏭𓅪𓈒𓏦 nhï ‘einige, einige wenige, ein wenig, …’ nimmt als Substantiv das Bezugsnomen als „Genitiv“-Attribut (§26) zu sich, z.B.:
𓈖𓉔𓏭𓅪𓈒𓏦 𓈖 𓂋𓍿𓀀𓁐𓏥
nhï n(.ï) r(m)ṯ(.w)
einige Menschen’.


(5) ‘gesamt, ganz’

𓂋𓇥𓂋 r-ḏr⸗ ‘gesamt, ganz (wörtl. ursprünglich etwa ‘bis zur Grenze von’),
𓂋𓄫𓅱 r-ꜣw⸗ ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘entsprechend der Breite von’),
𓏇𓇋𓐪𓂧𓏌𓏜 mj-qd⸗ ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘so wie die Gestalt von’),
𓏇𓇋𓈎𓇋𓀾𓏜 mj-qj⸗ ‘gesamt, ganz’ (wörtl. ursprünglich etwa ‘so wie die Gestalt von’)
Sie stehen als Adverbialphrase hinter dem Bezugsnomen und nehmen ein zusätzliches Suffixpronomen zu sich, das mit dem Bezugsnomen kongruiert, z.B.:
𓇿𓈇𓏤𓂋𓇥𓂋𓆑
tꜣ r-ḏr⸗f
‘das ganze Land’,


𓊖𓏏𓏤𓀀𓂋𓇥𓂋𓋴
nʾ.t⸗j r-ḏrs
‘meine gesamte Stadt’.

Literaturhinweise

Allen (²2010: Kap. 6.2–3, 6.7); Schenkel (⁵2012: S. 122f, 124f, 131)

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§58", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A758%26oldid=680 (Zugriff: 22.11.2024).

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