Commodore Volkscomputer 20
Aus Medienarchäologischer Fundus
Grunddaten
Inventarnummer: | 0193 |
Land: | Pennsylvania, USA; Deutschland |
Hersteller: | Commodore International, Commodore Büromaschinen GmbH |
Baujahr: | 1981-1985 |
Modell: | VC-20 (D); VIC-20 (international); VIC-1001 (J) |
Beschreibung
- Einleitung
"Computers for the masses, not the classes!"[1]
Der Commodore VC-20 wurde 1980 auf der Computer Electronics Show in Las Vegas erstmals vorgestellt; 2 Jahre nachdem seine Entwicklung begann. Der VC-20 war der erste Farbcomputer für den heimischen Bereich, der zudem für einen für damalige Verhältnisse sehr günstigen Preis (299 US-Dollar) angeboten wurde. Bald nach seiner Einführung verkaufte sich der VC-20 so gut, dass ein Massenmarkt für VC-20-Computer, -programme und –peripheriegeräte entstand[2].Wie aber war das möglich? Wie entwickelte sich das technische Medium Computer, das vormals nur als Rechenmaschine für Spezialinteressen von Experten verwendet wurde zum Consumer-Produkt? Was war das Konzept des VC-20 und wie konnte eine regelrechte Medienkultur auf dem VC-20 begründet werden? Diese Fragen bilden das medienwissenschaftliche Interesse dieser Arbeit.
- Vorgeschichte
Zwei Entwicklungen der vorangehenden Jahrzehnte waren grundlegende Vorrausetzungen für den VC-20. Zunächst ist die Erfolgsgeschichte des VC-20 eng an die des Mikroprozessors geknüpft. Bis in die 1940er Jahre bestand das Rechenwerk der ersten Computer aus mechanischen Bauteilen (Zuse Z1; http://de.wikipedia.org/wiki/Zuse_Z1) und Relais (Zuse Z3; http://de.wikipedia.org/wiki/Zuse_Z3) und war dementsprechend langsam und störanfällig. In den 1940er Jahren begann man, die schwerfälligen Relais durch Elektronenröhren zu ersetzen. Elektronenröhren bestehen aus einem dicht verschlossenen Gefäß in dem ein Vakuum herrscht und mindestens zwei Elektroden – eine Anode und eine Kathode – positioniert sind. Unter Strom gesetzt, bewegen sich von der negativ geladenen Kathode zur positiv geladenen Anode Elektronen - es fließt (ein unidirektionaler) elektrischer Strom. Durch elektrische Spannungen an zusätzlichen Elektroden zwischen der Kathode und Anode (sog. Gitter) kann die Intensität dieses Stromflusses verändert oder dieser in Richtung abgelenkt werden; letzteres wird durch Ablenkungsplatten, jedoch vorwiegend mit magnetischen Feldern in der unmittelbaren Umgebung erreicht.[3] Röhrencomputer waren zwar teuer, doch ihre Rechengeschwindigkeit war deutlich höher. Dennoch war sie mit hohen Nachteilen belastet: Röhren verbrauchten enorme Mengen Strom und entwickelten dabei hohe Temperaturen. Daher war auch die Lebensdauer der Röhren bedroht und erreichte nicht mehr als 10.000 Betriebsstunden. Bei aufwendigen Großcomputern mit mehreren tausend verbauten Röhren gestaltete sich die Suche nach defekten Röhren zudem äußerst mühselig. Mit der Entwicklung des Transistors wurde die Röhre im Laufe der 1960er Jahre weitgehend verdrängt (jenseits der Computertechnik fand sie weiterhin Anwendung in Röhrenbildschirmen und Haushaltsgeräten, etwa der Mikrowelle, deren Wellen sie erzeugt). Transistoren können elektrisch schalten oder Signale verstärken, ohne mechanische Bewegungen auszuführen. Wurden frühe Prozessoren aus einzelnen Transistoren aufgebaut, begann man bald immer mehr Transistorfunktionen auf integrierten Schaltkreisen unterzubringen. Das Ergebnis der Vereinigung von Rechenwerk, Registerbänken und sonstigen Transistorfunktionen auf einem Chip, war der Mikroprozessor. Mikroprozessoren hatten bis Mitte der 70er Jahre vor allem ein Merkmal: ihren hohen Preis. Die führenden Hersteller von Mikroprozessoren – Intel und Motorola – vertrieben sie mit der Einstellung, dass vollwertige kleine Computer schließlich ihren Wert haben. Als Einstandspreis für Prozessoren von Intel galt lange ein Preis von 360 Dollar. Der einfacher aufgebaute MC 6800 von Motorola wurde zeitgleich für knapp 200 Dollar angeboten. Dies änderte sich schlagartig, als Chuck Peddle, ein Chippionier, der davon träumte den Mikroprozessor günstig erhältlich zu machen, von Motorola, wo er seine Vorstellungen nicht verwirklichen konnte, zu MOS Technologies wechselte. 1975 konnte das Unternehmen in Folge von Peddles Bemühungen den Mikroprozessor-Chip „6502“ auf der Computermesse WESCON vorstellen – zu einem sensationellen Preis von 25 Dollar. Ein Jahr später (1976) kaufte Commodore MOS Technologies.[4]
Dieser massive Preisverfall der Prozessoren ist vielleicht die wichtigste Voraussetzung für die Entstehung eines Massenmarktes – nicht nur der Spielekonsolen und Heimcomputer – sondern von Consumer-Elektronik allgemein.
Abbildung 2: VC-20-Mainboard mit Mikroprozessor MOS 6502
Die zweite Entwicklung, die es zu berücksichtigen gilt, war die der Spielkonsolen. Zwar ist der VC-20 in erster Linie ein Computer, mit dem man auch spielen kann, aber sowohl Aufbau als auch Funktionsprinzip des VC-20 fanden sich zuvor in der Konsolenentwicklung. Die Idee einer Spielkonsole, die mit einem Fernsehgerät als Monitor verbunden wird, war zur Zeit der Einführung des VC-20 nicht neu. Bereits Mitte der 1960er Jahre bemühte sich der Amerikaner Ralph Baer, einen solchen Verbund zu realisieren. 1970 gelang es ihm mit Magnavox einen Hersteller zu finden, der seine Idee kommerziell vermarkten wollte, was 1972 die Einführung der Magnavox Odyssey, als erste Spielekonsole für den heimischen Bereich, nach sich zog.[5]
Obwohl sich die Odyssey binnen eines Jahres mehr als 100.000 Mal verkaufte, konnte sie sich nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen. In Folge des Booms der frühen Spielkonsolen, boten ab Mitte der 70er Jahre eine Vielzahl an Herstellern eigene Konsolen an, die jedoch zumeist identische Spieltitel anboten und sich so kaum voneinander unterschieden, was angesichts der schwachen technischen Ausstattung der frühen Konsolen und der resultierenden Begrenztheit der Darstellungsmöglichkeiten nahe liegt. Die meisten Konsolen hatten dazu den Nachteil, dass die Spielprogramme (Software) nicht austauschbar, d.h. über externe Datenträger verfügbar waren, sondern fest in der Konsole (Hardware) eingebaut waren. Die Vielzahl an Konsolen führte zu einer starken Verknappung von Spielechips und letztlich zur Krise der Videospielindustrie. 1977 kam dann der Atari VCS 2600 auf den Markt und bot erstmals austauschbare Spielmodule an. Diese Aufspaltung von Hard- und Software wurde zum Standard für alle nachfolgenden Spielkonsolen und ist gleichzeitig eine Vorrausetzung für die Entstehung eines Massenmarktes.
- Idee zum VC-20
Die Entwicklung des VC-20 ist im Wesentlichen Commodores Gründer Jack Tramiel zu verdanken. Im April 1980, während eines internationalen Manager-Treffens in London, verkündete Tramiel, der eine Dominanz des Elektronik-Marktes durch japanische Firmen fürchtete („The Japanese are coming, so we will become the Japanese!“[6]), einen Farbcomputer bauen zu wollen, der unter 300 Dollar kosten und die Dominanz im Niedrigpreissegment erobern sollte. Zwei Jahre vor der Markteinführung des VC-20 entwickelte MOS Technologies den Videochip „Video Interface Chip 6560“ oder kurz „VIC1“ für den Videospielmarkt. Doch die Absätze des Chips waren verschwindend gering und so verbaute Commodore den Chip der Tochterfirma - auch um die Verluste aufzufangen - im neuen VC-20. Lange wurde diskutiert, wofür der Zusatz „20“ steht. Die Annahme, dass der Zusatz „20“ auf den Systemspeicher zurückzuführen ist (5 KB RAM und 16 KB ROM ergeben 21 KB Gesamtspeicher) wurde ebenso wenig bestätigt, wie eine andere Theorie, die sich auf die 22 darstellbaren Zeichen pro Linie stützt. Stattdessen erklärte der für die Entwicklung Verantwortliche Commodore-Manager Michael Tomczyk mehrfach, der Name sei lediglich gewählt worden, „because it sounded good“ [7]. Nur in Deutschland wurde Commodores Heimcomputer als „VC-20“ bezeichnet, während er ansonsten den Namen „VIC 20“ trug [8]. Die ursprünglich geplante Bezeichnung für den VC-20 war „Vixen“, englisch für Füchsin; wurde jedoch aufgrund der doppelten Bedeutung in deutscher Aussprache wieder verworfen. Daher wurde der Name „VIC“, nach dem verbauten Videochip gewählt. Das auch dieses Kürzel deutsch ausgesprochen eine ungewollte Doppeldeutigkeit erzeugte, wurde nicht rechtzeitig bedacht. So kam es, dass der VC-20 im deutschsprachigen Raum letztendlich unter dem Namen „VolksComputer 20“ (VC-20) verkauft wurde.
- VC-20-Hardware
Die Hardware des VC-20 im Überblick: [9]
CPU | 6502 @ 1.0227 Mhz |
RAM | 5 KB Standard, aufrüstbar auf 8, 16, 24, 32, 64 KB |
ROM | 16 KB |
Co-Prozessor für Grafik und Sound | Video Interface Chip 6560 |
Betriebssystem | CBM Basic V2 |
Text-Darstellung | 23 Zeilen x 22 Spalten |
Auflösung (Pixel) | 184 x 176 |
Farben | 8 Farben für Zeichen, 16 Farben für Hintergrund/Rahmen |
Sound | 3 Stimmen / 3 Oktaven |
Anschlüsse | Expansion port (für Roms) , User port (Modem, Drucker, etc.), Serial port (Serielle Drucker), Datassette (Kassettenrekorder), Joystick, TV, Video, Sound, Stromanschluss. |
Der Commodore VC-20 verfügte über die erfolgreiche CSG/MOS 6502-CPU, die mit 1 Mhz und 8 Bit arbeitete und 5.5 Kb Arbeitsspeicher, von dem 2 KB vom Betriebssystem – Basic 2.0 – belegt waren. Commodore verwendete nur 1 KB große Chips im VC-20, weil die Firma über gewaltige Vorräte dieser Chips verfügte, die sonst nirgendwo Anwendung fanden. Problematisch war das, da 3,5 KB nicht ausreichten, um einen Compiler zu laden, der Maschinensprache wandeln könnte. Somit waren Entwickler häufig gezwungen, aufwendig per Hand in Maschinencode zu programmieren. Glücklicherweise wurden bald Erweiterungs-Cartridges angeboten, mit denen sich der Speicher auf bis zu 64 KB vergrößern ließ.
Abbildung 3: Rückansicht des VC-20 mit Anschlüssen
- Massenmedium VC-20
Obwohl Kritiker den VC-20 als „seriously underpowered“ bewerteten, kauften die Konsumenten die Geräte, so schnell Commodore sie produzieren konnte. Zum einen war der erschwingliche Preis ein Erfolgsfaktor, doch ausschlaggebend war eine ganze Reihe von Gründen. Ein wichtiger Faktor war die einfache Benutzung: Software wurde in Form von Kassetten oder Rom-Cartridges [10] in den VC-20 eingesteckt und war damit funktionsbereit. Sobald der VC-20 eingeschaltet wurde, bootete die Maschine selbstständig. Dies stellte auch David Thornburg in einem Preview zum VC-20 im April 1981 anerkennend fest:
„Before going into details, I want to mention a little about the "ambience" of the VIC. Those of you who are familiar with the PET will find many of the good PET features on the VIC. Running a program from tape, for example, requires merely pressing SHIFT RUN and the cassette PLAY button.”[11]
Auch Commodores Betriebssystem und Programmiersprache “Basic 2.0” trug zur Benutzerfreundlichkeit bei. Darüber hinaus wurden außer einem TV-Gerät als Monitor keine weiteren Peripheriegeräte benötigt. Optional hingegen gab es eine Reihe von kompatiblen Zusatzgeräten, wie dem VIC 1515-Drucker, dem 1540 Diskettenlaufwerk, oder dem 300 Baud VIC Modem, die über den User- bzw. Serial-Bus-Port am VC-20 angeschlossen werden konnten. Daraus gab sich eine hohe Vielseitigkeit von Verwendungsmöglichkeiten des VC-20 (bis hin zum Anschluss des VC-20 an externe elektrische Schaltkreise über den User port). Ein VC-20 im Verbund mit einer Terminal-Cartridge und einem VIC-Modem war bspw. einer der wenigen Wege, um Zugriff auf Pre-Internet-Informationsdienste wie Compuserve zu bekommen. Die Kombination aus Benutzerfreundlichkeit, Erweiterbarkeit und der daraus resultierenden Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten machte den VC-20 einzigartig.
Eine weitere Eigenschaft des VC-20 trug zu einer günstigen Ausgangsposition bei: Das Gerät war abwärtskompatibel zu Commodores vorhergehenden Heimcomputer PET. Auch diese wichtige Eigenschaft hebte David Thornburg in seinem Preview hervor:
„In a move which is certain to guarantee much support from the indigenous PET software community, Commodore even kept the tape formats identical so that PET programs could be loaded directly into the VIC. Most of the PET programs I have run on the VIC required only a few lines of revision to work perfectly. This suggests that outside software support for the VIC will appear instantaneously upon its arrival in the marketplace.”[12]
Aber nicht nur die Rahmenbedingungen waren günstig. Die Alleinstellungsmerkmale des VC-20 wurden auch im Marketing erfolgreich verwertet. Direkt zum Marktstart des VC-20 wurde er als „ the friendly computer“ beworben. Computer hatten bislang kein besonders freundliches Image; als schrankgroße Anlagen, die Unsummen kosteten und über komplexe Programmiersprachen ohne jegliche Objektorientierung, wie sie heute üblich ist, bedient wurden, war ihre Verwendung ein Privileg das einigen wenigen universitären- oder Regierungseinrichtungen und der Industrie, vorbehalten war. Commodore setzte mit Verkausstart des VC-20 auf die Kampagne des „friendly computer“ und rückte so ein neues Bild des Mediums Computer in die öffentliche Wahrnehmung. So wurde der Boden für die Entstehung einer neuen Medienkultur – die Kultur des „user-centered homecomputing“ bereitet, deren erster Verdienst die Entstehung des Begriffs und Konzepts der „Benutzerfreundlichkeit“ war. Für unseren heutigen selbstverständlichen Umgang mit Computern war dieser Bruch und die neu entstehende Medienkultur eine wesentliche Vorrausetzung.
Abbildung 4: Vic-20-Werbeprospekt: "The friendly Computer"
Schon seit einiger Zeit gelten für Hard- wie Softwareentwicklungen Devisen wie „Simplicity is King“ und immer wieder zeigen populäre Anwendungen und Geräte, wie etwa Googles Suchmaschine oder das Apple iPhone, das Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit häufig verkaufsfördernder wirkt, als ein Maximum an technischen Möglichkeiten. Die Überlegung, Technik in den Hintergrund zu rücken und stattdessen die Bedienbarkeit und die Nutzungsmöglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, ist ein entscheidender Schritt von einem technischen Medium das Spezialinteressen bedient, hin zu einem Massenmedium. Insofern ging mit der Entwicklung des VC-20 ein Umdenken einher, wie folgende Anekdote verdeutlicht:
„The first place I used the phrase 'user friendly' was in an engineering meeting in Santa Clara, California. I began the meeting by writing, in huge block letters on a grease board, the words, “user friendly.” I then announced quite seriously, 'Any thing that doesn't meet this criterion will not be discussed in this room.' It worked! Every time the discussion strayed, or someone suggested adding some complicated feature, I simply pointed at the board and the discussion fell right into place. It seemed that everyone knew what 'user friendly' meant. […] Some people even resisted the idea when I dubbed the VIC 'The Friendly Computer' and trademarked phrase. But, in the end, 'user friendliness' turned out to be the VIC'S most important feature.”[13]
chon das Handbuch des VC-20 machte den Anspruch der Benutzerfreundlichkeit deutlich; so lautet der erste Satz:
„The Friendly Computer deserves a Friendly Reference Book.”[14]
Der “friendly computer” war mehr als eine Marketingphrase. Einher mit dem neuen Konzept der Benutzerfreundlichkeit ging ein neues didaktisches Konzept, dass sich im Handbuch des VC-20 offenbart. Von einfachen Kommandos, über Programmierung in Basic 2.0 bis hin zu Programmierung in Maschinencode wurde im Handbuch beinahe jeder Aspekt der Handhabung des VC-20 in einem zur damaligen Zeit unbekannten Detailgrad und Umfang behandelt. Eine solche „Informationsoffensive“ war gänzlich neu und auch Grund dafür, dass eine ganze Generation ihre ersten Erfahrungen mit Programmierung mit dem VC-20 machte.
Neben den bereits erwähnten Erfolgsgründen, ist für die Etablierung des VC-20 als Massenmedium ein weiterer Faktor von Bedeutung: denn erstmals setzte Commodore mit dem VC-20 auf eine neue Vertriebsstrategie. Zuvor wurde bspw. der erste Heimcomputer Commodores, der PET, über authentifizierte, streng kontrollierte Reseller vertrieben, was zu einem professionellen Image führen sollte, aber den Absatz drosselte. Die neue Devise für den Verkauf von Heimcomputern lautete: „sell them everywhere!“ und führte dazu, dass die meisten VC-20-Geräte in normalen Kaufhäusern abgesetzt wurden, die vorher durch die restriktiven Auflagen nicht daran denken konnten, Computer zu verkaufen. In Kanada führte die lockere Vertriebsstrategie Commodores sogar so weit, dass der VC-20 bei der Kette „Canadian Tire Automotive“ verkauft wurde.
Zwischen 1980, als der VC-20 erstmals zum Verkauf angeboten wurde und 1985, als das letzte Gerät produziert wurde, verkaufte er sich mehr als 2,5 Millionen Mal weltweit. Ebenfalls beeindruckend war für damalige Verhältnisse die Produktionszahlen von 9000 Geräten pro Tag. Der VC-20 war der erste Computer, der mehr als 1 Million Mal verkauft wurde [15].
Ende des Jahres 1982 begann das Ende der Ära des VC-20 mit dem aufkommenden Gerücht eines teureren, aber weitaus leistungsfähigeren Nachfolgemodells mit dem Codenamen „VIC 64“. Infolge fand eine starke Verunsicherung der Konsumenten statt, die sich erstmals mit dem Phänomen des „Upgradens“ konfrontiert sahen. 1984 zog die Produktion neuer C64-Geräte an, VC-20-Preise sanken als Folge rapide und es wurde klar, dass der VC-20 keine Zukunft im Produktportfolio Commodores mehr haben würde.
Mit dem VC-20 setzte Commodore neue Standards und schuf ein Erfolgsmodell. Ohne eine technische Revolution zu sein, veränderte der VC-20 nachhaltig die Wahrnehmung von Computern, Technik und ihrer Möglichkeiten und machte sie gleichzeitig flächendeckend verfügbar. Die Gesamtkonzeption des VC-20 war am Konsumenten ausgerichtet und das konsequent in jedem Bereich; sei es der Preis, die Verfügbarkeit, die Benutzerfreundlichkeit, oder der vielseitige Verwendungszweck. Auch Jahre nachdem der letzte VC-20 produziert wurde, blieben etliche Nutzer ihrem VC-20 noch treu. Dies kann an den umfangreichen Softwaresammlungen liegen, die mit anderen Geräten nicht mehr nutzbar waren. Der sentimentale Wert des VC-20, der einer ganzen Generation eine Welt neuer Möglichkeiten bot und sie faszinierte, mag dafür ein weiterer Grund sein.
Joschka Rugo
Einzelnachweise
- ↑ Motto von Commodore-Gründer Jack Tramiel. Commodore International: The rise and fall of a major corporation – How leadership failed, S. 3.
- ↑ Chronological History of Commodore Computer
- ↑ Computerlexikon: Röhre
- ↑ 8-Bit-Museum: Commodore
- ↑ Ralph Baer auf NNDB.com
- ↑ The history of the Commodore VIC-20. S. 1.
- ↑ Ebd., S. 3.
- ↑ Eine weitere Ausnahme war Japan; dort wurde der VC-20 unter dem Namen „VIC 1001“ veröffentlicht. Ebd., S. 3
- ↑ Vgl. VC-20 auf oldcomputers.net.
- ↑ ROM: engl. Read-Only-Memory; bezeichnet nur lesbaren, nicht beschreibbaren Speicher, der anders als RAM (engl. Random Access Memory) nicht flüchtig ist, sondern seinen Zustand auch ohne Stromzufuhr beibehält. ROMs eignen sich daher für die Speicherung von Programmen oder Betriebssystemen.
- ↑ Thornburg: The Commodore VIC-20: A First Look, in: Compute! Ausgabe 11, April 1981, S. 26
- ↑ ebd.
- ↑ Zitat von Michael Tomczyk, Manager bei Commodore in: The history of the Commodore VIC-20, S. 3
- ↑ VIC-20 Programmer’s Reference Guide, S. 7
- ↑ Chronological History of Commodore Computer