Uhrzeit

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Begriff


Die Uhrzeit ist ein Zeitpunkt, der an einem Gerät, das regelmäßig Zeitabstände mithilfe von Raumunterschieden (z.B. Abstand zwischen Strichen) abträgt/anzeigt, abgelesen kann. Die Uhrzeit geht auf festgelegte Konventionen (Synchronisation) zurück. So ist sie zumeist in 24 (oder 12) Stunden á 60 Minuten á 60 Sekunden segmentiert.


Medienwissenschaftliche Perspektive


Aus Sicht einer technischen Medienwissenschaft ist die Uhrzeit aufgrund ihrer unmittelbaren Bindung zum Artefakt interessant. Durch die Erfindung des Foliots wurde schon um 1300 der Bau einer Räderuhr mit gleichmäßigem Gang möglich. Diese wurde im 17. Jahrhundert von Galileis Überlegungen zur Pendeluhr abgelöst. Mit diesen Erfindungen war es also schon vor einigen hundert Jahren möglich, gleichmäßige Zeitintervalle abzulesen. Erst mit der Notwendigkeit der Synchronisation durch den Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert erlangt die Uhr und damit die Uhrzeit ihre heutige Bedeutung. Sie hat die gleiche Funktion wie ein Kalender: Sie stellt Gleichzeitigkeit her. Die Voraussetzung für dieses nicht materielle, übergeordnete Ziel ist präzise Technik, das Uhrwerk. Der Aufbau des Uhrwerks richtet sich nach der Bauform/ dem Funktionsprinzip (Quarzuhr, Pendeluhr, Räderuhr, Automatik, Atomuhr etc.) und ihrer Verwendung (Wecker, Armbanduhr, Glockenturm etc.).

Die Gemeinsamkeit der verschiedenen Prinzipien liegt in der Transformation von Zeitunterschieden in Raumunterschiede. Da der Mensch von Natur aus kein zeitwahrnehmendes Organ hat (siehe Zeitsinn), müssen zeitliche Abstände mit technischen Hilfsmitteln in für den Menschen wahrnehmbare Unterschiede transformiert werden. Das geschieht im Falle der Uhrzeit durch die räumlichen Unterschiede und das entsprechende Vorrücken des Zeigers mit Visualisierung. Die Diskussion hierzu - welche Zeit wir eigentlich wahrnehmen und welche Rolle Medien hier spielen - wird v.a. seit Heideggers Werk "Sein und Zeit" geführt. Siehe hierzu auch die Anmerkung im Eintrag Pendel.

Die Präzision der angezeigten Uhrzeit bezogen auf die festgelegten Zeitzonen hängt vom Mechanismus der Uhr ab. So ist die Atomuhr die genauste. Hier geben einzelne Atome den Takt an.[1]. Im Gegensatz zur klassischen Quarzuhr übernimmt die Atomuhr einen großen Teil moderner Synchronisation. So sorgt sie zum Beispiel für die Stabilität von GPS-Daten oder die Datenübertragung beim Telefonieren.[2]

Neben der klassischen Uhrzeit gibt es auch abweichende Systeme, die sich jedoch bisher nicht durchgesetzt haben. Zum Beispiel die Swatch-Internetzeit, die auf einer dezimalen Einteilung basiert.


Artefakte


Foliot, Pendeluhr, Atomuhr, Quarzuhr, Räderuhr


Weiterführendes


Zum Verständnis der Prinzips der Räderuhr kann folgendes kurzes Kapitel empfohlen werden: Peter Gendolla: Die Einrichtung der Zeit. Gedanken über ein Prinzip der Räderuhr. In: Augenblick und Zeitpunkt. hrsg. von Christian W. Thomsen / Hans Holländer. Darmstadt 1984. S. 47-58.

Zur technischen Auseinandersetzung kann die Beschreibung von verschiedenen Atomuhren auf der Seite der PTB (Physikalisch-technischen Bundesanstalt) empfohlen werden: https://www.ptb.de/cms/ptb/fachabteilungen/abt4/fb-44/ag-441/realisierung-der-si-sekunde/funktionsweise-und-typische-technische-realisierungen-von-atomuhren.html (zuletzt abgerufen am: 30.10.2017).

Eine ausführliche Abhandlung zur Geschichte der Uhrzeit aus (wissenschafts)philosophischer Perspektive bietet der Aufsatz: "Time and Representation" in: Isabelle Stengers: Theory out of bounds. Minnesota 1997. S. 177-214. Sowie das umfangreiche Werk von Gerhard Dohrn - van Rossum: Die Geschichte der Stunde. Wien 1992.


Textverweise


  1. o.N.: Wie funktioniert eine Atomuhr. In: Spektrum der Wissenschaft, 4/2002. Online unter: http://www.spektrum.de/frage/wie-funktioniert-eine-atomuhr/590812, zuletzt abgerufen am 22.10.2017.
  2. o.N.: Rasende Taktgeber des Alltags. In: Spektrum der Wissenschaft, 06/2009. Online unter: http://www.spektrum.de/news/rasende-taktgeber-des-alltags/998456, zuletzt abgerufen am: 22.10.2017.