Pendel

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Begriff


Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen von "pendere" (= hängen) ab.


Geschichte und Funktion


Das Foucaultsche Pendel wurde 1851 erfunden und bildet die Erdrotation ab. Es visualisiert anhand der umfallenden Steine die Umdrehung der Erde. Demnach sind nach 24 Stunden alle Steine vom Pendel umgeworfen worden. Das Pendel wird hier zum zeitanzeigenden Artefakt (siehe Uhrzeit). Die Technik ist unmittelbar mit der Wahrheit, der Natur, dem Wesen der Zeit verknüpft. Es entbirgt diese im heidegger'schen Sinne[1].

Als Pendel wird ein "um eine Achse (ebenes Pendel) oder um einen Punkt (räumliches Pendel) frei dehnbarer Körper bezeichnet, der nach Auslenkung aus seiner Ruhephase unter dem Einfluss einer Kraft (meist der Schwerkraft) eine periodische Schwingung ausführt." [2]
Die Konstruktion ergibt das Phänomen, dass nach einmaligem Anstoß die Periodenlänge jeder Schwingung gleich ist. Die Weite der Schwingung ist hierbei unerheblich, abhängig ist die Periodendauer T nur von der Länge des Pendels.


Medienwissenschaftliche Perspektive


Das Pendel ist nicht nur konkret in Bezug auf taktgebende Verfahren - wie zum Beispiel das Metronom - interessant, sondern unter anderem auch für die Untersuchung der Reaktionszeit. In den 1820er Jahren benutzte der Astronom Bessel ein Pendel, um zu ermitteln, wann sich ein Himmelskörper in das Fadenkreuz des Teleskops schiebt. Bei diesen Versuchen wurde deutlich, dass die Ergebnisse abhängig von der Reaktionszeit des Beobachters sind und somit Schwankungen bis zu einer Sekunde unterliegen.

Die Besonderheit des Pendels liegt hingegen im Nichtvorhandensein dieser Schwankung. Es verhält sich naturgemäß isochron - und da liegt schon im Wort das gesamte Potential dieser Technik. "Iso" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "gleich", "chronos" bezeichnet die Zeit. Die Periodendauer ist gleichbleibend. Die Zeit, die ein Pendel für eine Schwingung benötigt, ist immer die gleiche.[3] Das Pendel ist durch die festgelegte Schwingungsdauer unabhängig vom Medium. In dieser Hinsicht bietet das Pendel hervorragende Voraussetzungen zum Herstellen von Synchronisation. Nur muss die dann bestenfalls von den Systemen selbst hergestellt werden (wie in der Telegraphie), und nicht vom Menschen, dessen Reaktionszeit hier zur Verzögerung und somit zur Störung führt.

Das Pendel ist epistemologisch und wissensgeschichtlich gerade im Zusammenhang mit der Störung interessant. Das Pendel misst etwas, was zunächst gar nicht als Störung wahrgenommen werden muss. Erst durch die Synchronisationsprobleme "zweier distanter Bewegungen" (siehe Telegrafie) im 19. Jahrhundert "wird das Wissen über Störung selbstreflexiv und damit technisch produktiv"[4].

Textverweise


  1. vgl. hierzu: Martin Heidegger: Die Technik und die Kehre. Stuttgart 1962. S. 23: „[Das Ge-stell] ist die Weise, nach der sich das Wirkliche als Bestand entbirgt.“ Das Gestell als die Gesamtheit der modernen Technik wird von Martin Heidegger durchaus als etwas bedrohliches bezeichnet. Trotzdem hat sein hier angeführter Satz zwei relevante Aspekte für die Berliner Medienwissenschaft inne. Erstens: Die Technik "entbirgt" also zeigt uns (dem Menschen) die Natur oder Wirklichkeit. Zweitens: Dieses Wesen der Technik (die Frage nach dem "wie?") muss von uns selbst entborgen, hervorgebracht, der "Black Box" entnommen werden.
  2. Artikel "Pendel" In: Das große Weltlexikon in 21 Bänden. Band 14. hrsg. von: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Dudenstr. 6, 68167 Mannheim. Berlin 2008. S. 437.
  3. Galileo Galilei: Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend. Frankfurt a.M. 1998. S. 85.
  4. Christian Kassung: Das Pendel - Eine Wissensgeschichte. München 2007. S. 18-20. ; Dieses Buch kann azur Vertiefung empfohlen werden. Es bildet nicht nur die Chronik einer Erfindung ab, sondern auch relevante epistemologische Eskalationen.