Live

Aus Zeitwörter

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Begriff


Der Begriff "Live" bezüglich der Bild- und/oder Tonübertragung bezeichnet ein Übertragungsverfahren bzw. das daraus resultierende Phänomen, das bei der analogen Signalübertragung hergestellt werden kann.


Medienwissenschaftliche Perspektive


Die Analogtechnik ermöglicht eine nahezu unmittelbare elektromagnetische Signalübertragung. Dadurch besteht eine Synchronizität von Senden und Empfangens eines Signals in der Hinsicht, dass beide Ereignisse zeitlich aneinander gebunden sind.[1] Bei der analogen Übertragung eines Fernsehbilds oder einer Radiosendung wird zeitliche Wirklichkeit abgebildet. "Live" bedeutet im technischen Sinne also weder instantan noch zeitgleich, sondern viel mehr "zeitlich gekoppelt". Besonders die Radiosendung ist im medienarchäologischen und analogtechnischen Sinne immer "live".[2]

In ihrer Systematik unterscheidet sich die Livesendung von der Archivsendung. Für den Rezipienten ist v.a. bei der Radiosendung (bei Fernsehsendungen können zeitliche Verschiebungen wie Tag- oder Nachtverhätnisse zumindest Hinweise auf die Aufnahmezeit und damit auch auf die Frage "Live oder nicht live?" geben) nicht erkennbar, um welche Form es sich handelt. Durch die Möglichkeit der Speicherung können Ereignisse aufgezeichnet, aber später wiedergegeben werden. In diesem Kontext ist die "live on tape"-Methode ein Zwischenglied. Hierbei werden die unbearbeiteten Ereignisse aufgezeichnet und später unverändert übertragen (im Gegensatz zur Archivsendung, bei der Überarbeitungen und Manipulationen so möglich wie üblich sind). Der Terminus "live on tape" muss medienwissenschaftlich aber kritisch betrachtet werden, da hier kein zeitlicher Zusammenhang zwischen Ereignis und Ausstrahlung mehr besteht.

Der Begriff "Live" muss deshalb genau betrachtet werden, da er oft mit dem der Echtzeit-Übertragung vermischt wird. Das wichtigste Merkmal ist, dass die als gleichzeitig wahrgenommene Übertragung hier nicht nur illusorisch ist, sondern übertragungstechnisch real (das Signal wird direkt und kontinuierlich übertragen). Das bedeutet auch, dass die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen den jeweilig verwendeten Wegen variieren kann. Verzögerungen technischen Ursprungs sind demnach auch in der Live-Übertragung möglich. Im Gegensatz dazu ist die gewollte Verzögerung wichtigste Eigenschaft der Echtzeit-Übertragung.

Wie im Zusammenhang mit "live on tape" schon angesprochen, gibt es aber auch gewollte Verzögerungen in der Übertragung. So wird beim "Delayed Live" die Sendung um wenige Sekunden technisch verzögert um ein Zeitfenster für mögliche Zensur einzuräumen (zum Beispiel können so nicht-jugendfreie oder unerwartete Inhalte herausgeschnitten, überspielt oder zensiert werden. So wurde bei den olympischen Spielen 2014 so ein Missgeschick vertuscht.) Aber auch muss die "Live-Haftigkeit" der Technik angezweifelt werden, da der zeitliche Zusammenhang manipuliert wird und nicht mehr auf der Ebene des Signals besteht.


Artefakte


analoges Fernsehen, Radio


Weiterführendes


Eine umfassende Analyse mit verschiedenen Perspektiven zum Thema "Live" beschreibt Wolfgang Ernst in seinem Beitrag zur "Scheinbarkeit des 'Live'": http://www.perfomap.de/map3/kapitel4/scheinbarkeit (zuletzt abgerufen: 25.08.2017)


Textverweise


  1. Hans-Joachim von Braunmühl: Das Magnetophon. Ein neuer Beitrag der Technik für die Bereicherung des Rundfunkprogramms. In: Handbuch des deutschen Rundfunks 1939/1949. Heidelberg/Berlin/Magdeburg 1940. S. 186-190.
  2. Wolfgang Hagen: Theorien des Radios. Ästhetik und Äther. Online unter: http://www.whagen.de/seminare/AETHER/Aether3.htm (zuletzt abgerufen: 25.08.2017)