Gedächtnis

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Begriff


Das Gedächtnis bezeichnet die (menschliche) Fähigkeit, Informationen aufzunehmen und so zu codieren, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgerufen werden können. In dieser Hinsicht lässt sich das Gedächtnis aber auch als etwas technisches begreifen, einen Speicher.


Medienwissenschaftliche Perspektive


Das Gedächtnis kann von Seiten der Medienwissenschaft aus verschiedenen Richtungen betrachtet werden. Zum einen da "jedes Medium [...] einen je spezifischen Zugang zum kulturellen Gedächtnis"[1] eröffnet. Das kulturelle Gedächtnis kann in diesem Zusammenhang als ein dynamischer Speicher betrachtet werden, beeinflusst und bedingt durch Sammlungen verschiedener kultureller "Zeitzeugen" (Schriftstücke, Bilder, verschiedenste Artefakte), zu welchem Medien als Kanal funktionieren und verschiedene Zugänge liefern (siehe Archiv).

Zweitens ist das Gedächtnis medienhistorisch für die Zeitrechnung (Uhrzeit) und damit den Themenbereich der Synchronisation interessant. Schließlich beruht die Einteilung des Tages in Stunden, bzw. die Dauer der Zeiteinheit von einer Stunde auf der Speicherdauer des Kurzzeitgedächtnisses.[2]

Aus einer zeitkritischen Perspektive ist jedoch vor allem die Betrachtung vom Gedächtnis als Speicher relevant. In Zusammenhang mit der Reaktionszeit funktioniert das Gedächtnis als Kurzspeicher. Beispielhaft ist die Melodie. Wir nehmen sie nicht als eine Abfolge von Einzeltönen wahr, sondern als Gesamtheit. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die letzten gehörten Töne gespeichert werden. Wir erinnern (hier auch der Wortzusammenhang zum englischen Wort memory) uns dem zuletzt akustisch Wahrgenommenen. Das ist auch für den Vergleich von menschlichem Gedächtnis und den Speichermechanismen von Computern interessant. Norbert Wiener erkennt und beschreibt die Gemeinsamkeit des menschlichen Gedächtnis und dessen des Computers: "Eine sehr wichtige Funktion des Nervensystems und [...] eine Funktion, die in gleicher Weise den Erfordernissen der Rechenmaschine gerechnet wird, ist die des Gedächtnisses, der Fähigkeit, die Ergebnisse vergangener Operationen für die Benutzung in der Zukunft zu speichern. [...] Da ist zuerst das Gedächtnis, das zur Durchführung eines laufenden Prozesses notwendig ist, wie z.B. für die Multiplikation, bei der die Zwischenresultate wertlos sin, wenn der Prozess einmal ausgeführt ist." [3]. Der Computer speichert seine eigenen Rechenschritte als Zwischenschritte, und darüber hinaus auch die Aktionen des Nutzers / der Nutzerin, die natürlich wieder Rechenschritte für den Computer bedeuten, aber für den Menschen anders wahrnehmbar sind. So ermöglicht der Kurzspeicher des Computers es u.a., bestimmte Schritte rückgängig zu machen.

Auch Friedrich Kittler beschreibt die Gemeinsamkeit zwischen Mensch und Computer mit RAM und ROM. Unter Zuhilfenahme der Begriffe von Bewusstsein und Gedächtnis nach Freud können RAM (Arbeitsspeicher) und ROM (Festplattenspeicher) als Übertragungs- bzw. Speichermedien einer Maschine analog zu denen des Menschen betrachtet werden.[4]

Das Gedächtnis technischer Medien ist nicht nur als Speicher zu begreifen, sondern auch als Voraussetzung für Reproduzierbarkeit.


Artefakte


verschiedenste Speichertechnologien (elektronische Speicher, magnetische Speicher, mechanische Speicher)


Weiterführendes


Der näheren Betrachtung des Gedächtnisses als Archiv, bzw. umgekehrt widmet sich der Artikel Archiv.


Textverweise


  1. Aleida Assmann: Erinnerungsräume: Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses. München 1999. S. 20.
  2. o.N.: Die Gedächtnismodelle. Online unter: https://www.brain-effect.com/magazin/dr-karsten-das-kurzzeitgedaechtnis. Zuletzt abgerufen: 16.10.2017.
  3. Norbert Wiener (1948): Kybernetik. Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine. Düsseldorf/Wien 1992. S. 176.
  4. Friedrich Kittler (1989): Die Welt des Symbolischen - Eine Welt der Maschine. In: Draculas Vermächtnis. hrsg.von ders.. Leipzig 1993. S. 62. Online unter: https://monoskop.org/File:Kittler_Friedrich_1989_1993_Die_Welt_des_Symbolischen_Eine_Welt_der_Maschine.pdf. Zuletzt abgerufen: 28.10.2017.