Anrufbeantworter

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Begriff


Ein Anrufbeantworter (kurz: AB) ist eine Gerätschaft, die es vermag ein Telefongespräch anzunehmen, ggf. für den / die Anrufende_n eine Telefonansage abzuspielen und anschließend eine Nachricht aufzuzeichnen. Üblicherweise schaltet sich der Anrufbeantworter nach einer bestimmten Dauer des Anrufversuchs oder direkt ein. Der AB funktioniert elektrisch oder elektronisch. Die Aufzeichnung der Sprachnachricht kann analog (beispielsweise auf Kompaktkassette) oder digital (mithilfe von RAM oder Flash-Speichern) erfolgen. Einige Anrufbeantworter verfügen über Sonderfunktionen wie der Möglichkeit sie via Fernabfrage abzuhören oder Faxe entgegen zu nehmen. Inzwischen wurde der AB in weiten Teilen von der Voice-Mailbox ersetzt, einem "virtuellen Anrufbeantworter", der netzseitig implementiert auf Seite der Telefongesellschaften verankert ist, statt im Zuhause des /der Angerufenen.

Telegraphon von Valdemar Poulsen (1898)


Geschichte und Funktion


Die ersten Realisierungen der Grundfunktionen eines Anrufbeantworters gehen zurück auf das Jahr 1898. Beim Telephonograph wurde zum ersten mal Telefonie und Phonographie verbunden. Bedingt durch Wachswalzen und komplizierte Handhabung war das Gerät eher als Testobjekt realisiert. Das Telegraphon war die erste praktische Anwendung der Magnetophonie, einem elektromagnetischen Aufzeichnungsverfahren, das später mit Tonband weiterverfolgt wurde. Vom Erfinder Valdemar Poulsen als Anrufbeantworter konzipiert, auch in Ausführungen als Diktiergerät angeboten, war erst mit der Verfügbarkeit von Verstärkung des auf abspulenden Drahts elektromagnetisch abgesicherten Signals der Prototyp für nachfolgende Anrufbeantworter und elektromagnetischer Abspeicherung von Stimmen geboren. Als erster klassischer Anrufbeantworter gilt das Textophon, welches durch seine Bauweise gleichzeitig auch der erste Kassettenrekorder gewesen ist.[1]


Medienwissenschaftliche Perspektive


Das besondere und medienwissenschaftlich Relevante am Telegraphon ist seine "medienursprüngliche" Funktion, akustische Signale indifferent zu memorieren und nach beliebiger Zeit, egal ob einer Stunde oder einhundert Jahren, wiederzugeben. Hier findet ein entscheidender Schnitt in die Zeitebenen des Alltags statt. Neben der Raumüberbrückung des Telefons wird mit dem Telegraphon auch Zeit beliebig überbrückt (siehe auch: Telegrafie). Der Zwang der Telefonie bis dahin, dass Adressant_in und Adressierte_r zur gleichen Zeit handeln müssen, wird hinfällig. Der / die Adressierte wird ständig adressierbar, das Signal des / der Adressierenden auch dann noch signaltechnisch aufrufbar, wenn das ursprüngliche Signal und der / die Adressierende selbst längst Vergangenheit sind. Für die 'Lebenszeit' der Stimme bedeutet dies, dass sie von ihrem einst flüchtigen Stadium der Einmaligkeit zu etwas immer wieder, zu beliebigen Zeitpunkten Wiederaufführbaren wird (siehe Reproduktion). Erst hier ist tatsächliche Wiederholung im Sinne einer identischen Wiederholung auf der Ebene der Stimme erst möglich. Dieser Schock entreißt der Stimme seine chronozentrische Eigenart, genau so, nur flüchtig und im Moment zu existieren. "So wird emphatische Zeit ins technische Werk gesetzt."[2] Auch wird hierdurch eine neue Zeitlichkeit geboren. Die Natur der auf dem AB oder dem Telegraphon festgehaltenen Signale ist nicht die Langzeitarchivierung, sondern das zeitweise Aufspeichern - Zwischenspeichern - ein entscheidender Moment für Medienzeit und medienursprüngliche Eigenschaft von technischen Medien.


Textverweise


  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Anrufbeantworter
  2. Ernst, Wolfgang. Gleichursprünglichkeit: Zeitwesen Und Zeitgegebenheit Von Medien. Kadmos Berlin, 2012. S.65