Radio Pionier Manfred Von Ardenne
Aus Medienarchäologischer Fundus
Manfred Von Ardenne - Nicht nur ein Radiopionier!
Manfred von Ardenne wurde 1907 in Hamburg geboren. Bereits im Alter von 10 Jahren bekam er erstmals die Möglichkeit Morsezeichen zu hören und war sofort von der Funktechnik begeistert (v. Ardenne, 1988, Seite 48). Seitdem interessierte sich der junge Ardenne für alles rund um das Thema drahtlose Telegrafie und setzte hier auch seinen Interessenschwerpunkt. Schon zu seiner Schulzeit bastelte er viel und umfangreich in seiner elterlichen Wohnung und konnte dieses erlangte Wissen wunderbar in seiner anschließenden Praktikantenzeit an einer mechanischen Versuchswerkstatt, Schwerpunk Hochfrequenztechnik, verwenden und optimieren (v. Ardenne, 1988, Seite 68). Ein anschließendes Studium von 4 Semestern vermittelte ihm Grundlagen in den Bereichen Physik, Chemie und Mathematik. Ardenne entschloß sich aber nicht für einen weiteren Berufsweg an der Universität, sondern entschiedt sich für ein Studium der Permanenz. Im Anschluss folgten wissenschaftliche Arbeiten zum Widerstandsortsempfänger und Messungen von Arbeitskennlinien an Verstärkerstufen mit Widerstandskopplung.
Der junge Wissenschaftler gelangte zu dem Ergebnis, einen verzerrungsfrei arbeitenden Widerstandsverstärker günstig herstellen zu können (v. Ardenne, 1988, Seite 74). Dieser Widerstandsverstärker zeigte sich konkurrenzfähig gegenüber den Geräten mit Kopplung der Röhrenstufen über Transformatoren. Um diese Entdeckung zu optimieren, setzte sich Ardenne zum Ziel, eine Röhre mit einem sehr kleinen Durchgriff zu entwickeln. Hierbei entdeckte er, dass beim Empfänger immer dann besonders hohe Lautstärken zu vernehmen waren, wenn die Kathoden der Verstärkerröhren sehr schwach geheizt wurden.
Diese Beobachtung stellte eine hohe Bedeutung für die damalige Rundfunkindustrie dar. Empfangsgeräte wurden erschwinglicher, aber konnten hauptsächlich nur starke Sender empfangen. Die Tatsache,dass es sogar Baukästen für solche Empfangsgeräte zum Nachbauen zu kaufen gab, unterstreicht die Relevanz. Allerdings brachten solche Baukästen auch Nachteile mit sich, denn es gestaltete sich gleichzeitig für Konkurrenzfirmen einfach, die Empfangsgeräte nach zu bauen und am Markt anzubieten. 1925 baute Ardenne zusammen mit Siegmund Loewein ein Empfangsgerät 3 Verstärkerröhren mit Kopplungsgliedern in einen einzigen Glaskolben ein (v. Ardenne, 1988, Seite 75). Jetzt war das Gerät für andere Firmen nicht mehr so leicht nachzubauen.
Weiter kam Ardenne hierbei auf die Theorie der Spannungsverstärkung mit Widerständen (höhere Verstärkungsgrade ohne kritischen Verstärkungsrückgang bei hohen Tonfrequenzen möglich, wenn es gelingt die Eigenkapazitäten in den Röhrenstufen und Kopplungsgliedern herabzusetzen) und schlug Loewe vor, alle Röhrensysteme und Kopplungsglieder mit kürzesten Verbindungen in einem einzigen Glaskolben unterzubringen (v. Ardenne, 1988, Seite 75ff.). Aus dieser Entdeckung ging die Loewe-Dreifachröhre hervor und stellte gleichzeitig den ersten integrierten Schaltkreis der Elektronik dar. Nach diesem Konzept kam 1926 der Ortsempfänger OE333 auf den Markt und senkte den Preis für dreistufige Rundfunkempfänger erheblich. Dadurch konnte sich der Ortsempfänger am Markt etablieren und fand einen schnellen Absatz. Auch die Firma Telefunken bekundete Interesse an der Konstruktion und brachte kurze Zeit später das Gerät „Arcolette“ auf den Markt (v. Ardenne, 1988, Seite75ff.).
Der Vollständigkeit halber sei darauf hin gewiesen, dass Ardenne vor der Niederfrequenz Dreifachröhre 1925 die Zweifachröhre für aperiodische Hochfrequenzverstärkung entdeckte. Das bedeutet, den ersten Breitband-Verstärker der Elektronik mit einer Bandbreite von ca. einer Million Hertz. Diese, wie auch andere seiner Forschungsergebnisse, gelangen Manfred von Ardenne in seinem eigenen Laboratorium in der Hasenheide in Berlin. Dieses bereits 1925 von ihm entdeckte Konzept eines Breitband-Verstärkers stellte ungefähr 5 Jahre später die Vorraussetzung der Fernsehtechnik, genauer für die Elektronenstrahl-Oszillographen-Technik und weitere 5 Jahre im Anschluss auch für die Radartechnik und der modernen Nachrichtentechnik mit Übertragungskanälen auf großen Bandbreiten (v. Ardenne, 1988, Seite 78ff.). Ardennes Institut bzw. Forschungslabor verfügte zwischen den Jahren 1925 und 1930 als einzige Stelle über fabrikationsmäßig gefertigte Breitband-Verstärker (v. Ardenne, 1988, Seite 94). Auch diese Tatsache bekräftigte den Umstand, weshalb Manfred von Ardenne so bedeutend für die Radiotechnik war und ist.
Zurück zu den Mehrfachröhren. Ardenne setzte sich mit Arbeiten zur Verbesserung der Klangqualität bei der Wiedergabe von Rundfunk- und Schallplattendarbietungen bzw. Aufnahmen auseinander und entwickelte 1927 den 50-W-Endverstärker (v. Ardenne, 1988, Seite 81). Danach beschäftigte er sich mit der Übertragung von Fernsehbildern mit Elektronenstrahlröhren.
In seinem Lichtenfelder Laboratorium erforschte Manfred von Ardenne die erste abgeschmolzene Elektronenstrahlröhre mit Glühkathode und Lichtsteuerelektrode für Anodenspannungen von etwa 3000 Volt. Zusätzlich entdeckte er die 200fach erhöhte Fluoreszenzfleckhelligkeit und die negativ vorgespannten „Lichtsteuerelektrode“. Ardenne schaffte damitdie entscheidenden Vorraussetzungen für den späteren Einsatz bei der Elektronenstrahlröhre bei der Oszillographentechnik, in der Radartechnik und beim Fernsehen. In Gedenken an seinen Lehrer an der Berliner Universität Arthur Wehnelt nannte er dieses Prinzip „Wehnelt-Elektrode“ (v. Ardenne, 1988, Seite 100f.).
Damit Ardenne seine Forschungen und Einrichtungen seines Laboratoriums finanzieren konnte, stellte er zwischen 1929 und 1934 in seiner Glaserei und in den Werkstätten seines Laboratoriums Elektronenstrahl-Oszillographen her (v. Ardenne, 1988, Seite 101). Im Frühjahr 1931 gelang Ardenne und seinen Forschern ein weiterer Meilenstein in der Unterhaltungsindustrie. Sie erreichten die Übertragung von Kinofilmen auf mechanischer Grundlage mit einer Bildqualität von 10.000 Bildpunkten. Dazu verfügte ihr Verfahren über mehr Bildhelligkeit (v. Ardenne, 1988, Seite 104). Im Herbst desselben Jahres stellten sie ihre Erfindung auf der Berliner Funkausstellung vor. Dieses Ereignis wird bis heute als die „Weltpremiere des elektronischen Fernsehens“ bezeichnet. Im gleichen Zeitraum entstand der Leuchtfleck-Abtaster, im Englischen unter „flying spot scanner“ bekannt, und wurde zu einem vielbenutzten Element der Fernseh- und Computer-Technik (v. Ardenne, 1988, Seite 104).
Es ist nicht abzustreiten, dass Manfred von Ardenne mit seinen Forschungen und Entwicklungen im Bereich der Radio- und Fernsehtechnik, später auch im Feld der Medizin, viel geleistet hat und entscheidend dazu beitrug, dass wir uns auf dem heutigen Wissens- und Technikstand befinden. Der in Zusammenarbeit mit Loewe entstandene Ortsempfänger OE333 ist als erstes massentaugliches Radio zu sehen und hat somit die Rundfunkgeschichte, nicht nur in Deutschland, beeinflusst und mitgeschrieben. Auch Ardennes Breitbandverstärker, seine Arbeiten und Entwicklungen zum Oszillographen und der Bildwandler sind an dieser Stelle zu nennen - und schließlich seine Forschungen, welche das elektronische Fernsehen hervor brachten (v. Ardenne, 1988, Seite 7).
Quellen
- Manfred von Ardenne (1988): Sechzig Jahre für Forschung und Fortschritt; Verlag der Nation Berlin