VE 301

Aus Medienarchäologischer Fundus

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  • Grunddaten
Inventarnummer: 0173,0174
Land: Deutschland
Hersteller: Graetz
Baujahr: ?
Modell: VE 301


  • Beschreibung

Der Volksempfänger - "ein Rundfunkgerät für jedermann". So zumindest lautete der Werbespruch des Massenmediums zur NS-Zeit. Der Volksempfänger, ein Radioapparat, der von Otto Griessing bei der Firma Seibt entwickelt wurde- auch Goebbels-Schnauze genannt- wurde ab dem 30.1.1933 zielbewusst zum Instrument der nationalsozialistischen Propaganda ausgebaut. Daher auch der Name VE301, der auf das Datum des 30. Januar hinweist- dem Tag der Machtergreifung Hitlers. Beim Volksempfänger handelt es sich technisch gesehen um einen Audion- Einkreis- Geradeausempfänger mit Rückkopplung. Audion beschreibt die Art der Hochfrequenzgleichrichtung. Durch den Einkreisempfänger wird die Empfangsspannung des Senders durch einen Schwingkreis herausgefiltert. Rückkopplung bedeutet schließlich, dass die Audionstufe nicht nur die gleichgerichtete Niederfrequenz verstärkt, sondern auch das Hochfrequenzsignal entdämpft und dadurch mitverstärkt.


1. Medienarchäologische Bedeutung des Volksempfängers

Die Geschichte des Radios setzt voraus, dass technische Medien eine Geschichte haben. Die Geschichte des Radios kann nur im Zuge der Vergegenwärtigung geschichtlicher Zusammenhänge erläutert und erklärt werden. Beim Volksempfänger geht es daher um eine technikgeschichtliche Eruierung aber zugleich auch um den Einbezug des kulturhistorischen Hintergrundes. In Wolfgang Hegels Werk „ Das Radio“ wird ebenfalls auf diese Verkopplung hingewiesen. Hier schreibt er, dass die Expansion der Medien auf keinem Muster von Selektion, Variation und Restabilisierung basiert, sondern auf den epistemologischen Vorraussetzungen der modernen Medien beruht.Referenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>: Der Parameter „name“ darf kein reiner Zahlenwert sein. Benutze einen beschreibenden Namen. Die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Hertz im Jahr 1886 und die Verwendung des Äthers, aber auch die Gleichungen von Maxwell, die zeigen, dass Licht eine elektromagnetische Welle ist, sowie Marconi, der 1895 Geräte präsentiert, mit denen man funken kann, sind Ansätze einer Epistemologie des Radios. Vielleicht kann man auch gerade an der Technikgeschichte des Radios erkennen, wie aus einem physikalischen Experimentalaufbau, also einer Funktion des Imaginären im Reellen der Elektrizität, von seinem symbolischen Kontext abgelöst, ein unrückholbares technisches Medium wird. Die Epistemologie des para-okkultistischen Äthers und die imperale Ideologie eines absoluten Staates bilden den Horizont für die Entwicklung des europäischen Radios. Für medienarchäologische Erkenntnisse gilt daher die Reflektion dieser technischen Elemente.Für diesen medienarchäologischen Fundus werden daher neben der historischen Komponente, ebenfalls die epistemogenen Bereiche, sprich die technischen Elemente der Röhren- und Schaltkreistechnik des VE301, erläutert.


2. Goebbels O-Ton zum Rundfunk und Volksempfänger

2.1 http://www.youtube.com/watch?v=H6cfKnPo7ZI

2.2 http://www.imperatorrex.de/sounds/g2.mp3

2.3 http://www.imperatorrex.de/sounds/g1.mp3

Seit der Aufnahme des Sendebetriebs des Radios 1923, war zu Beginn der Machtergreifung Hitlers eine einflussreiche Rundfunkindustrie entstanden. Durch eine rasante technische Entwicklung konnten neben musikalischen Unterhaltungsdarbietungen auch Informationen aus dem politischen und gesellschaftlichen Bereich dargeboten werden. Vor der Etablierung Regime hatte sich Goebbels negativ zum Radiomedium geäußert. In einem Tagebucheintrag vom 14. Dezember 1925 ist zu lesen: „Radio! Radio“ Radio im Hause! Der Deutsche vergisst über Radio Beruf und Vaterland! Radio! Das moderne Verspießungsmittel! Alles zu Hause! Das Ideal des Spießers!“Referenzfehler: Ungültige Verwendung von <ref>: Der Parameter „name“ darf kein reiner Zahlenwert sein. Benutze einen beschreibenden Namen. [1] Schnell erkannte er jedoch danach die Fähigkeit des Radios Massen zu mobilisieren und maß dem gesprochenen Wort als Propagandamittel mehr Bedeutung bei als dem Geschriebenen. [2] Da kein anderes Medium mehr Wirkungsmöglichkeiten als das Radio, beziehungsweise der Volksempfänger, besaß und sich kein Medium für Propaganda-Zwecke „besser eignete als eben das Radio und die Reportage, weil sie –zumal in Kombination miteinander- den Eindruck besonderer Lebensnähe erwecken und deshalb vom Publikum für besonders glaubhaft gehalten werden“ [3],konnte der Weg vom einfachen Röhrenapparat zum Sprachrohr des Führers [4] geebnet werden.


3. Radio als Massenmedium

Um das Radio zu Propagandazwecken zu nutzen, funktionierten die Nationalsozialisten das Medium Radio zum Massenmedium um. Hierzu ließen sie den Volksempfänger produzieren. Ziel war es, ein Gerät zu schaffen, das sich jeder leisten konnte. Für Hitler und Goebbels stand die Verbreitung von nationalsozialistischen Parolen an erster Stelle, sodass die Streuung ihrer Worte über den Äther höchste Priorität hatte. Mit 76 Reichsmark war der Preis des Volksempfängers bereits zu Beginn niedrig angesiedelt. Somit konnte Propaganda in jedem deutschen Haushalt geschaltet werden. „Das Gerät sollte robust sein und im gesamten Reichsgebiet sicheren Empfang des Bezirkssenders und zusätzlichen Empfang des Deutschlandsenders gewährleisten.“ [1]Fünf Jahre später war der Preis für den Volksempfänger bereits auf 35 Reichsmark gesunken, sodass die Verbreitung des Mediums weiter expandieren konnte. Durch Massenmedien wird Massenkommunikation möglich. „Unter Massenkommunikation verstehen wir jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich durch technische Verbreitungsmittel indirekt und einseitig an ein disperses Publikum vermittelt werden.“ [2] Die allgemeine Definition von Gerhard Maletzke kann hier zum Teil auch auf den Volksempfänger übertragen werden. Der einseitige Kommunikationskanal war hierbei der Schlüssel zur Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankengutes. Der Reichssendeleiter der Reichsrundfunkgesellschaft, Eugen Hadamovsky, erkläte in diesem Zusammenhang: „Erstmals in der Geschichte ist die Möglichkeit gegeben, Millionenvölker durch tägliche und stündliche Einwirkung zu formen. Alte und Junge, Arbeiter, Bauern, Soldaten und Beamte, Männer und Frauen, sitzen lauschend vor dem Apparat in den sauberen Bauernkaten Schleswig-Holsteins, in den Bergdörfern der bayerischen und österreichischen Alpen, den Fischerhäuschen an den Meeresküsten von Friesland bis Memel, in den deutschen Wolgadörfern und den schwäbischen Familien Chikagos, schweigend zur Feierstunde der Arbeit versammelt. Und dann rufen die Lautsprecher (...). Eine ganzes Volk lauscht." [3] Im Fokus massenmedialer Kommunikation steht die Informationsfunktion. Das heutige Verständnis von Massenmedien besteht in der Verknüpfung von wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und politischer Information, aber auch in der Deutung ihrer Epistemologie. Im Vordergrund des Interesses der Nationalsozialisten am Massenmedium Radio dürften jedoch politische Überlegungen und weniger wirtschaftliche Erwägungen gestanden haben. Hierfür spricht die günstige Produktion und Vertrieb des Volksempfängers. Andererseits hat seine Epistemologie die Rundfunkgründung in Europa daran gehindert, sich zu einem Massenmedium im heutigen Verständnis zu entwickeln. Aus heutiger Sicht betrachtet, ist ein Massenmedium das einzige Funktionssystem der Gesellschaft, „(...) das die Gesellschaft als Gesellschaft beobachtet.“ [4] Aus rückschauender Sicht war das Medium Radio sicherlich ein Medium, dass die Massen ansprach. Allerdings war das Radio zu NS-Zeiten ein Massenmedium besonderer Art, denn durch das Prinzip der Gleichschaltung wurde es in seiner technischen Weiterbildung und Ausdifferenzierung gehindert und ausschließlich in den Dienst nationalsozialistischer Politik und Ideologie gestellt. Diese Gleichschaltung, die mit Hilfe des Propagandaministeriums und der Reichskulturkammer zur medialen Lenkung geschaffen wurde, funktionierten schließlich die Freizeitbeschäftigung des Rundfunkhörens zur Institution einer einheitlich-staatlichen Führung um. Am 8. April 1933 kam es zum ersten Live-Massenhörspiel des Radios unter der Leitung Goebbels. Durch die Gleichschaltung der Programme des Reichrundfunkes standen Hunderttausede vor Lautsprechern stramm aus denen Hitlers Worte tönten. Diese parasoziale Verschaltung lässt das Radio zum ersten Mal als Massenmedium erkennen. Der SA-Appell vom 8. April 1933 galt als Experiment, um zu testen, ob das Radio seine verlässliche Wirkung zeigt und sich als propagandistisches Mobilisierungsmedium nutzen lässt. (Vgl. Hagen "Das Radio" 2005, S.115f).


3.1 Medientheoretischer Exkurs zum Technikbegriff des Radios

Spricht man im medienarchäologischen Sinn über den Volksempfänger, so spricht man zunächst nicht über die Inhalte des Mediums in Form von Sendeinhalten, sondern über das elektrophysikalische Ensemble, was sich dahinter verbirgt. Die Durchquerung des elektromagnetischen Rundfunk durch den Rundfunk, erweitern in erster Linie die face-to-face Kommunikation um einen neuen Kanal. Die Reflektion der Überbrückung von Abwesenheit durch elektromagnetische Aufzeichnungs-und Wiedergabemedien sind Forderungen einer epistemologischen Medientheorie. Ganz im Sinne von Marshall McLuhan? und seiner Theorie des "Extensions of men" ist das Radio eine Verlängerung des menschlichen Armes. McLuhan? besagt in seinem bekanntesten Werk "Understanding media" ebenfalls, dass die Welt durch Medien zum Dorf wird. Im Kontext des VE wird dies deutlich: Durch den Volksempfänger und seine mediale Verbreitung kommt es zur synchronisierten Erlebniswelt. Eine Partizipation am Weltgeschehen geht hier einher- erlaubt und unerlaubt (siehe Punkt 4.1). Nicht nur McLuhan? wirft mit seinen Theorien einen kritischen Blick auf die Nutzung von Technologien. Die Technik und und in weiterer Folge die Medien sind Mittel menschlicher Welterschließung. Ernst Kapp sieht in seinen Theorien die technologischen Entwicklungen als Projektion des menschlichen Nervensystems. In seiner Theorie wird der Mensch in seiner gestaltenden Funktion gesehen, die ihm aber in seiner Abhängigkeit von Werkzeugen und Maschinen ebenso unbewusst bleibt wie die Anatomie der Maschinenwelt als Analogie zur physiologischen Struktur des menschlichen Körpers. Ernst Kapp: Grundlinien einer Philosophie der Technik. Zur Entstehungsgeschichte der Cultur aus neu:en Gesichtspunkten. Braunschweig: Stern-Verlag Janssen 1978 (Orig. 1877). Kritisch zu den prothesenartigen Erweiterungen des menschlichen Körpers durch technische Verstärkerfunktionen, äußerte sich ebenfalls Sigmund Freud: „Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch viel zu schaffen."Sigmund Freud. Kulturtheoretische Schriften. Frankfurt am Main. (1974, S.222). Auch Friedrich Kittler hat einen medienarchäologischen Ansatz entwickelt, der die Rolle der Medientechnik und ihre historische Rekonstruktion betont. Er hat McLuhans? Thesen nicht nur ernstgenommen, sondern noch weiter radikalisiert. Für ihn zählen nicht die Botschaften oder Inhalte eines Mediums, sondern einzig "ihre Schaltungen". Kittler versucht somit die Kulturtheorie mit technischen Bedinungen zu verknüpfen. Dabei macht er nicht die Übertragungsfunktion des Mediums zum Mittelpunkt, sondern untersucht seine Hardware. Mit dieser Betrachtungsweise macht er das durch die Funktion der Informationsübertragung in den Hintergrund gerückte Technikmedium wieder sichtbar und einer Reflektion auf seine kulturellen und sozialen Wirkungen hin zugänglich. Auch Martin Heidegger schließt sich dem Verbund von Kittler an. Bekannt sind seine Thesen zum Begriff des "Gestells" und des "Entbergens". Technik entbergt und schafft dadurch neue Erkenntnisse. Da Technik eine Weise des Entbergens ist, generiert Technik wissenschaftliche Erkenntnis. Im Sinne des Volksempfängers bedeutet Heideggers medientheoretische Sicht, dass das Medium Radio etwas zum Vorschein bringt und Erkenntnis generiert. Jedoch sieht Heidegger den Technikgebrauch auch kritisch. Er warnt vor einer Totalisierung des Technisch-Werdens der Welt, denn für Heidegger ist die moderne Technik die höchste Gefahr, das sie das, was ist, in Herstellbares und jederzeit Verfügbares verwandelt. (vgl. Otto Pöggeler: Der Denkweg Martin Heideggers. Stuttgart 1994, S.27f).


4. Technik des VE301

Beim Kauf eines Volksempfängers wurde eine Bedienungsanleitung mitgeschickt. Aus medienepistemologischer Sichtweise ist diese Anleitung besonders wertvoll, da es die genaue Zerlegung eines VE 301 erläutert und die Struktur des Volksempfängers erkennen lässt.


Bedienungsanleitung.jpg


Innenleben eines VE301:


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Zur visuellen Darstellung und der Veranschaulichung der Inbetriebnahme eines Volksempfängers dient folgender Link:

http://www.youtube.com/watch?v=DEAeR3cYFqs

Aufgrund der strikten Preisforderung kam von Beginn an nur die relativ primitive Technologie eines Einkreis-Geradeausempfängers mit Rückkopplung in Frage. Dieser verwendet ausschließlich die empfangenen Frequenzen. Zum Ende der Weimarer Republik teilten sich die Markengeräte noch in zwei Gruppen. In Überlagerungsempfänger(Superhetempfänger) und den für den VE301 verwendeten Geradeausempfänger. Die Markenhersteller bemühten neben einer optischen Hervorhebung [1], auch um eine technische Abhebung. Durch dynamische Lautsprecher konnte eine gute Tonqualität geschaffen werden, während der VE301 und sein Nachfolger der DKE38 nur über einen einfachen magnetischen Freischwinger-Lautsprecher verfügte, dessen Klang durch die Beschneidung aller Höhen und Tiefen eine schlechte Tonqualität aufzeigte. Doch im Vergleich zu den 76 Reichsmark für den VE301 waren die Markenprodukte mit 155 Reichsmark deutlich teurer, sodass Goebbels die Forderung nach einer vermehrten Produktion des erschwinglichen VE301 stellte. Die Röhren des Volksempfängers waren aufeinander abgestimmt. Der VE301 war mit 2 Verstärkerröhren und einer Hilfsröhre ausgestattet. Wie in der dargestellten Grafik zu erkennen handelte es sich um folgende Bestückung: REN 904 (Eingitter-Audionröhre); RES 164 (direkt geheizte Endpentode) und der RGN 354 (Einwegnetzgleichrimenterröhre). Schaltungsmäßig zerfällt der Empfänger in drei Teile. Zum einen den HF-Einfangsteil mit der Audiongleichrichterstufe REN 904, die Endversräling mit der Endpentode RES 164 und dem Netzteil mit der Gleichrimterröhre RGN 354, bestehend aus Netztransformator und Siebanordung. Der Antennenkreis im Schaltungsplan wird zusammen mit Antenne und Erde und einer Spulenwicklung gebildet. Die Antennespule setzt sich aus den beiden Wicklungen s1 und s2 zusammen, die zum einen für den Langwellenempfang und zum anderen beim Mittelwellenempfang verwendet werden. Deutlich zu sehen ist hier, dass s1 4 Anzapfungen besitzt, während s2 3 hat. Mit den Anzapfungen ist eine Anpassung an die jeweils verwendete Antenne möglich. Der Abstimmkreis des Empfängers entnimmt durch induktive Kopplung aus dem aperiodischen Antennenkreis die durch die Einstellung des Drehkondensators ausgewählte Schwingung des gewünschten Senders. Die hier auftretende Resonanzschwingung wird über den Audionblock an das Gitter der Audionrähre REN 904 geleitet. Die dann enstandene NF-Schwingung werden in der Röhre niederfrequent verstärkt. Diese verstärkten Schwingungen rufen daraufhin einen Spannungsabfall hervor und werden durch die Transformatorwirkung (NF-Trafo) des Überträgers im Verhältnis 4:1 nochmals verstärkt an das Gitter der Endröhre RES 164 geführt. Die hochfrequente Rückkopplung erfolgt induktiv-kapazitativ von der Anode der Audionröhre zum Gitterkreis. Durch die Rückkopplungsspulen wird ein Teil der gleichzeitig in der Röhre verstärkten Schwingung wieder an den Schwingungskreis zurückübertragen, und dadurch die Entdämpfung des Kreises erzielt. In der angefügten Grafik bedeutet das, von der Audion-Röhre VC1 wird über den Drehkondensator 180 pF das Hochfrequenzsignal zur Spulenkombination S5 und S6 rückgekoppelt. Die Stärke der Rückkopplung ist durch den vorgeschalteten Drehkondensator einstellbar. Von der RES 164 führt schließlich eine Leitung (VL1) zum Lautsprecher

Mit dem einfachen Prinzip des Einkreis-Geradeausempfängers sind neben dem günstigen Herstellungsverfahren aber auch Nachteile verbunden. So neigt dieser zum Schwingen. Die Schwingneigung resultiert sowohl aus der Interelektodenkapazität der Röhren, als auch aus statischen und magnetischen Beeinflussungen in den Leitungen und Schaltelementen.

Das folgende Radioschaltbilder stellt den elektrischen Aufbau des VE301 graphisch dar.


Schaltbild-muster.jpg


4.1 Mythos des VE301

In vielen Historiographien über den Nationalsozialismus wird über die Empfangsmöglichkeiten des VE301 eingegangen. Darin heißt es, dass der VE301 so konstruiert worden sei, dass der Empfang von ausländischen Sendern nicht möglich war. Jedoch gibt es für diese Behauptung keine Belege. Technisch gesehen wäre die Ausschließung des Auslandsempfangs nur durch variable Frequenzsperren zu realisieren gewesen. Da der VE301 jedoch den gesamten Mittel- und Langwellenbereich abdeckte, [1] und somit sowohl die auf Mittelwelle sendenen Reichssender (Orts-und Bezirkssender), als auch die auf Langwelle sendenen Deutschlandsender empfangen konnte, war die Unterbindung des Auslandsempfangs nahezu unmöglich. Einzig der Empfang überseeischer Sender war aufgrund des fehlenden Kurzwellenteils nicht möglich. Die tatsächlichen Empfangverhältnisse waren darüber hinaus abhängig von der Topgraphie, der Besiedlung und den atmosphärischen Bedingungen, wobei letztere erhebliche Tag-Nacht Unterschiede aufweisen. Um die reale Empfangsqualität des VE301 zu testen, wurden Prototypen an 22 Stellen in Deutschland positioniert und somit der Empfangsradius getestet. Mit einer 15m Drahtlänge besitzenden Außenantenne konnten guter bis sehr guter Empfang nachgewiesen werden.


Antennenbeschreibung.jpg


[2] Mit einer Hochantenne und dem Erdanschluss war entgegen vieler Gerüchte, dass das schaltungstechnische Konzept von vorneherein so ausgelegt worden war, dass ein Empfang ausländischer Sender nicht möglich war, daher auch Fernempfang möglich. Die Empfindlichkeit des VE war in der Lage die Grenzfeldstärken mit genügend Lautstärke zu empfangen. Daher wurde der VE301 mit einem Warnzettel am Senderdrehknopf ausgeliefert.


Zettel.png


Literatur:

Wolfgang König (2004). Volkswagen, Volksempfänger, Volksgemeinschaft. „Volksprodukte“ im Dritten Reich: Vom Scheitern einer nationalsozialistischen Konsumgesellschaft. Paderbor:Ferdinand Schöningh.

Wolfgang König(2003). Mythen um den Volksempfänger. Revisionistische Untersuchungen zur nationalsozialistischen Rundfunkpolitik. In: Technikgeschichte 70/2003

Wolfgang Hagen (2005):Das Radio. Zur Geschichte und Theorie des- Hörfunks Deutschland/USA. München: Wilhelm Fink Verlag.

Heiber, Helmut (1961). Das Tagebuch von Joseph Goebbels. Stuttgart.

Pöttker, Horst (1998). Journalismus unter Goebbels. Über die Kraft der Radioreportage. In: Radio Heft 111. Stuttgart/Weimar.


Quellen:



  • Links

http://www.oldradioworld.de/volksd.htm

http://www.radiomuseum.org/r/ingelen_volksempfaenger_ve301dyn.html

http://www.sterkrader-radio-museum.de/eigenelp/ve/seite%20braun.htm

http://www.imperatorrex.de/ve-geschichte.htm

http://www.youtube.com/watch?v=DEAeR3cYFqs


  • Bilder
Verschiede VE301 Typen- Frontansicht


VE 301


Rückansicht VE301 mit Röhren und Lautsprecher