Maʿrūf (das Bekannte/das Gute)

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Der Begriff maʿrūf stammt vom dem arabischen Wort ʿirfān, und bedeutet lexikalisch „bekannt sein, allgemein anerkannt sein“.[1] Im koranischen Sprachgebrauch hat es die ethisch relevante Bedeutung als das „Gute“. Rāġib al-Isfahānī definiert maʿrūf als „durch den Verstand und die Scharia für gut befunden“. In der späteren kalām-Tradition ist maʿrūf als Fachbegriff speziell im ersten Teil des fünften Glaubensgrundsatzes der Muʿtalizitischen Theologie wiederzufinden, nämlich „Das Gebieten des Guten und Verbieten des Verwerflichen“.

Arten von maʿrūf

Al-Mawardī behandelt diesen Begriff detailliert in seinem Werk Adab ad-dunyā wa ad-dīn. Dabei ordnet er neben al-ṣila das maʿruf als zweite Art des al-birr ein. Al-birr sei das fünfte Mittel (sabab) zur Erlangung von al-ʾulfa (Liebe und Harmonie). Al-ṣila definiert al-Mawardī als „das Spenden, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.“ Maʿruf wird in zwei Arten unterteilt; al-maʿruf al-qawlī wird als gute Rede und Liebe mit schönen Worten definiert. Dieses liege dem guten Charakter und der Natur des Menschen zugrunde. Als al-maʿruf al-ʿamalī wird die praktische Art bezeichnet. Al-Mawardī erklärt diesen Begriff als „die Hilfe und das Einsetzen für den anderen.“ Dies liege dem Wunsch des Besten für die Menschheit und der Opferbereitschaft für das Wohl des Nächsten zugrunde.

Autor*innen und Quellenangaben

Dieser Artikel wurde verfasst von: Bahattin Akyol.

Quellen:

  1. Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch–Deutsch, Wiesbaden: Harrassowitz, 1985, S. 832.