Wuǧūb (Pflicht, Verpflichtung): Unterschied zwischen den Versionen

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Die arabische Grundform ''waǧaba'' heißt "Pflicht/ verpflichtend sein." Häufig kommt der Begriff auch im IV. Stamm (''awǧaba'') im Sinne von "verpflichten", "auferlegen" und "verbindlich machen" vor. Dem Lexikographen Abū Hilāl al-Askarī (gest. ca. 400/ 1010) zufolge gäbe es zwei grundlegende Definitionen von ''wāǧib''. Nach der ersten Definition sei wāǧib etwas, dessen Unterlassen böse (''qabīḥ'') sei. Diejenigen, die den Begriff auf diese Weise definierten, würden der Ansicht sein, dass der Handelnde in der Lage ist, sowohl die "Pflicht" durchzuführen als auch sie zu unterlassen. Man könne wāǧib aber auch als etwas verstehen, dessen Unterlassen bestraft werde. Diejenigen, die diese Definition vorziehen, würden den Handelnden nicht immer die Fähigkeit zusprechen, die "Pflicht" auszuführen oder zu unterlassen. Die erste Definition könne man ihm zufolge auch auf Gott übertragen, wobei die zweitere nur am Menschen anwendbar wäre.<ref>Vgl. Kaya, S. 21- 22.</ref>
Als Synonyme von ''wuǧūb'' werden ''luzūm'' ("Notwendigkeit")<ref>''Lisān al-ʿArab'', I: 793.</ref> oder ''ilzām'' ("Zwang"), ''iḍṭirār'' ("Notwendigkeit", "Nötigung", "Zwangslage"), ''ilǧāʾ'' ("Zwang", "Nötigung"), ''farḍ'' ("Pflicht", "Vorschrift", "Verordnung") sowie ''ṯubūt'' ("Festigkeit", "Unveränderlichkeit") aufgeführt.<ref>Kaya, S. 20.</ref> al-Askarī soll auf gewisse Nuancen zwischen den einzelnen Begriffen aufmerksam gemacht haben: ''Ilǧāʾ'' finde Anwendung in Situationen, wo kein anderer Ausweg ist. Wohingegen bei ''iḍṭirār'' keine weitere Handlungsmöglichkeit bestehe.<ref>Vgl. Kaya, S. 20.</ref> Trotz der etymologischen Ähnlichkeit, sei die "Notwendigkeit" bei ''wuǧūb'' als ein ''terminus technicus'' in der ''Kalām''- Disziplinan an keine Ursache (''ʿilla'') gebunden, so wie es der Fall bei ''ilǧāʾ'' und ''iḍṭirār sei''.<ref>Kaya, S. 20.</ref> Laut al-Askarī  gibt es auch einen Unterschied zwischen den lexikalischen Bedeutungen von ''farḍ'' und ''wāǧib'': eine Pflicht im Sinne von ''farḍ'' sei immer von einer anderen Instanz auferlegt worden, wobei eine Pflicht im Sinne von ''wuǧūb'' auch ohne eine Zuschreibung seitens einer äußeren Instanz bestehen könne.<ref>Kaya, S. 21.</ref>
Im Rechts- und Ethikdiskurs wird ''wuǧub'' in Zusammenhang von Handlungen, die dem Menschen auferlegt wurden, gebraucht. Indessen wird in der ''Kalām''-Disziplin über die Frage diskutiert, ob auch Gott gewisse Handlungen zugesprochen werden können, zu denen Gott verpflichtet sein könnte. Im metaphysischen Sinne heißt ''wāǧib'' die "Notwendige Existenz", die in ihrem Sein keine Abhängigkeit aufweist.
== Metaphysik ==
== Ethik ==
== Recht ==
== ''Kalām'' ==
== Literatur ==
=== Quellenangaben ===
Benevich, Fedor. "The Necessary Existent (''wājib al-wujūd'')". In: ''Philosophical Theology in Islam- Later Ashʾarism East and West'', Ed. Ayman Shihadeh u. Jan Thiele. Islamicate Intellectual History, Vol. 5. Leiden- Boston: Brill, 2020.
Kaya, Sibel. ''Ilâhî Fiillerde Zorunluluk''. Ankara: Ankara Okulu Yayınları, 2021.
Ibn Manẓūr. ''Lisān al-ʿArab.'' 18. Bde. Qum: Našr Adab al-Ḥawza, 1984.
=== Weiterführende Literatur ===
Adams, Robert Merrihew. "Must God Create The Best". In: ''The Philosophical Review'' 81/3 (1972): 317- 332.
Alston, William P. "Divine and Human Action". IIn: ''Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism'', Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 257- 280.
De Haan, Daniel D. ''Necessary existence and the doctrine of being in Avicenna's Metaphysics of the healing''. Leiden- Boston: Brill, 2020.
Dutton, D. Blake."Al-Ghazālī on Possibility and the Critique of Causality". In: ''Medieval Philosophy and Theology'' 10/ 1 (2001): 23- 46.
Garcia, Laura L. "Divine Freedom and Creation". In: ''The Philosophical Quarterly'' 42 (1992): 191- 213.
Saatchian, Firouzeh. Gottes Wesen- Gottes Wirken: Ontologie und Kosmologie im Denken von Šams-al-Dīn Muḥammad al-Ḫafrī (gest. 942/1535);  eine philosophische Analyse nach seinen Schriften "al-Risāla fī iṯbāt wāǧib al-wuǧūd bi-l-ḏāt wa-ṣifātihī" und "al-Risāla fī l-ilāhiyyāt". Berlin: Schwarz, 2011.
Hourani, George F. ''Islamic Rationalism: The Ethics of Abd al-Jabbar''. London: Oxford University Press, 1971.Plantinga, Alvin. ''The Nature of Necessity''. Oxford: Clarendon Press, 1982.
Mann, William E. "God`s Freedom, Human Freedom, and God`s Responsibility for Sin". In: ''Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism'', Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 182- 210.
McDermott, Martin J. "Abu`l-Husayn al-Basrī on God`s Volition". In: ''Culture and Memory in Medieval Islam'', Ed. Farhad Daftary- Josef W. Meri. London: The Institute of Ismaili Studies, 2003: 86-93.
Mutairi, Mamsour Z. ''Necessity in Islamic Law.'' Unveröffentlichte Doktorarbeit, Edingburgh: The University of Edingburgh, 1997.
Plantinga, Alvin. ''The Nature of Necessity''. Oxford: The Clarendon Press, 1992.
Yandell, Keith E. "Divine Necessity and Divine Goodness". In: ''Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism'', Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 313- 345.
== Autor*innen und Referenzen ==
Dieser Artikel wurde verfasst von: Fatma Akan Ayyıldız.
'''Quellen:'''

Aktuelle Version vom 13. Juni 2022, 16:51 Uhr

Die arabische Grundform waǧaba heißt "Pflicht/ verpflichtend sein." Häufig kommt der Begriff auch im IV. Stamm (awǧaba) im Sinne von "verpflichten", "auferlegen" und "verbindlich machen" vor. Dem Lexikographen Abū Hilāl al-Askarī (gest. ca. 400/ 1010) zufolge gäbe es zwei grundlegende Definitionen von wāǧib. Nach der ersten Definition sei wāǧib etwas, dessen Unterlassen böse (qabīḥ) sei. Diejenigen, die den Begriff auf diese Weise definierten, würden der Ansicht sein, dass der Handelnde in der Lage ist, sowohl die "Pflicht" durchzuführen als auch sie zu unterlassen. Man könne wāǧib aber auch als etwas verstehen, dessen Unterlassen bestraft werde. Diejenigen, die diese Definition vorziehen, würden den Handelnden nicht immer die Fähigkeit zusprechen, die "Pflicht" auszuführen oder zu unterlassen. Die erste Definition könne man ihm zufolge auch auf Gott übertragen, wobei die zweitere nur am Menschen anwendbar wäre.[1]

Als Synonyme von wuǧūb werden luzūm ("Notwendigkeit")[2] oder ilzām ("Zwang"), iḍṭirār ("Notwendigkeit", "Nötigung", "Zwangslage"), ilǧāʾ ("Zwang", "Nötigung"), farḍ ("Pflicht", "Vorschrift", "Verordnung") sowie ṯubūt ("Festigkeit", "Unveränderlichkeit") aufgeführt.[3] al-Askarī soll auf gewisse Nuancen zwischen den einzelnen Begriffen aufmerksam gemacht haben: Ilǧāʾ finde Anwendung in Situationen, wo kein anderer Ausweg ist. Wohingegen bei iḍṭirār keine weitere Handlungsmöglichkeit bestehe.[4] Trotz der etymologischen Ähnlichkeit, sei die "Notwendigkeit" bei wuǧūb als ein terminus technicus in der Kalām- Disziplinan an keine Ursache (ʿilla) gebunden, so wie es der Fall bei ilǧāʾ und iḍṭirār sei.[5] Laut al-Askarī gibt es auch einen Unterschied zwischen den lexikalischen Bedeutungen von farḍ und wāǧib: eine Pflicht im Sinne von farḍ sei immer von einer anderen Instanz auferlegt worden, wobei eine Pflicht im Sinne von wuǧūb auch ohne eine Zuschreibung seitens einer äußeren Instanz bestehen könne.[6]

Im Rechts- und Ethikdiskurs wird wuǧub in Zusammenhang von Handlungen, die dem Menschen auferlegt wurden, gebraucht. Indessen wird in der Kalām-Disziplin über die Frage diskutiert, ob auch Gott gewisse Handlungen zugesprochen werden können, zu denen Gott verpflichtet sein könnte. Im metaphysischen Sinne heißt wāǧib die "Notwendige Existenz", die in ihrem Sein keine Abhängigkeit aufweist.

Metaphysik

Ethik

Recht

Kalām

Literatur

Quellenangaben

Benevich, Fedor. "The Necessary Existent (wājib al-wujūd)". In: Philosophical Theology in Islam- Later Ashʾarism East and West, Ed. Ayman Shihadeh u. Jan Thiele. Islamicate Intellectual History, Vol. 5. Leiden- Boston: Brill, 2020.

Kaya, Sibel. Ilâhî Fiillerde Zorunluluk. Ankara: Ankara Okulu Yayınları, 2021.

Ibn Manẓūr. Lisān al-ʿArab. 18. Bde. Qum: Našr Adab al-Ḥawza, 1984.

Weiterführende Literatur

Adams, Robert Merrihew. "Must God Create The Best". In: The Philosophical Review 81/3 (1972): 317- 332.

Alston, William P. "Divine and Human Action". IIn: Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism, Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 257- 280.

De Haan, Daniel D. Necessary existence and the doctrine of being in Avicenna's Metaphysics of the healing. Leiden- Boston: Brill, 2020.

Dutton, D. Blake."Al-Ghazālī on Possibility and the Critique of Causality". In: Medieval Philosophy and Theology 10/ 1 (2001): 23- 46.

Garcia, Laura L. "Divine Freedom and Creation". In: The Philosophical Quarterly 42 (1992): 191- 213.

Saatchian, Firouzeh. Gottes Wesen- Gottes Wirken: Ontologie und Kosmologie im Denken von Šams-al-Dīn Muḥammad al-Ḫafrī (gest. 942/1535); eine philosophische Analyse nach seinen Schriften "al-Risāla fī iṯbāt wāǧib al-wuǧūd bi-l-ḏāt wa-ṣifātihī" und "al-Risāla fī l-ilāhiyyāt". Berlin: Schwarz, 2011.

Hourani, George F. Islamic Rationalism: The Ethics of Abd al-Jabbar. London: Oxford University Press, 1971.Plantinga, Alvin. The Nature of Necessity. Oxford: Clarendon Press, 1982.

Mann, William E. "God`s Freedom, Human Freedom, and God`s Responsibility for Sin". In: Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism, Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 182- 210.

McDermott, Martin J. "Abu`l-Husayn al-Basrī on God`s Volition". In: Culture and Memory in Medieval Islam, Ed. Farhad Daftary- Josef W. Meri. London: The Institute of Ismaili Studies, 2003: 86-93.

Mutairi, Mamsour Z. Necessity in Islamic Law. Unveröffentlichte Doktorarbeit, Edingburgh: The University of Edingburgh, 1997.

Plantinga, Alvin. The Nature of Necessity. Oxford: The Clarendon Press, 1992.

Yandell, Keith E. "Divine Necessity and Divine Goodness". In: Divine and Human Action, Essays in the Metaphysics of Theism, Ed. Thomas V. Morris. London: Cornell University Press, 1988: 313- 345.

Autor*innen und Referenzen

Dieser Artikel wurde verfasst von: Fatma Akan Ayyıldız.

Quellen:

  1. Vgl. Kaya, S. 21- 22.
  2. Lisān al-ʿArab, I: 793.
  3. Kaya, S. 20.
  4. Vgl. Kaya, S. 20.
  5. Kaya, S. 20.
  6. Kaya, S. 21.