Ṣabr (Geduld)

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Der Begriff ṣabr bedeutet "Geduld", "gefasste Haltung", "Standhaftigkeit", "Selbstbeherrschung" und "Widerstandsfähigkeit".[1] Als tugendethischer Begriff hat es die Bedeutung von Standhaftigkeit bei Berührung mit Leid oder schwerwiegenden Problemen.[2] In dieser Bedeutung ist ṣabr in der islamischen Tradition ein wichtiger Bestandteil für die Kultivierung des Charakters. Das Antonym des Begriffs ist ǧazaʿ, welches Aufregung und Sorge bedeutet.[3] Der "Geduldige" (ṣabūr) ist darüber hinaus einer der 99 Namen Gottes.[4]

Koran

Der Begriff ṣabr kommt in seinen verschieden Formen in mehr als 100 Versen im Koran vor. In diesen ist er stets positiv konnotiert. Der Beistand und die Liebe Gottes sei mit den Gläubigen in Q 2:250; Q 3:146. Die Geduld ist sowohl Gottes Eigenschaft sowie die Eigenschaft vieler Propheten, die in der Verkündung der Botschaft viel Geduld aufwiesen Q 46:35. Den Geduldigen wird großer Lohn und Erlösung im Jenseits verhießen Q 23:110-111. Auch wenn der Mensch das Recht auf Talion habe, sei es besser geduldig zu sein Q 16:126-127.

Ṣabr in der Adab-Literatur

Abū l-Ḥasan al-Māwardī (gest. 450/1058) behandelt die Tugend der Geduld im Kapitel adab an-nafs (Verhaltensregeln der Seele) seines Werks Adab ad-dunyā wa-d-dīn. Er trifft eine detaillierte Einteilung der Geduld in sechs Bereiche.

Die sechs Bereiche von Geduld (aqsām aṣ-ṣabr):

1.     Geduld bei der Befolgung der göttlichen Befehle und Verbote.[5]

2.     Geduld bei Krisen, welche Zeit erfordern und Geduld bei bedauerlichen Ereignissen.[6]

3.     Geduld bei erwünschten Dingen, die verwehrt blieben oder nur schwer erlangt werden können.[7]

4.     Geduld bei der Befürchtung von zukünftigen Vorfällen.[8]

5.     Geduld bei erwünschten Dingen, dessen Erfüllung erwartet wird.[9]

6.     Geduld bei unerwünschten oder befürchteten Dingen.[10]

Literatur

Quellenangaben

  • Çağrıcı, Mustafa. „Sabır“, TDV İslam Ansiklopedisi. Istanbul: Türkiye Diyanet Vakfı Yayınları, 2008.
  • Ġazālī. al-Maqṣad al-asnā fī šarḥ maʿānī asmāʾ Allāh al-ḥusnā. Beirut: Dār Ibn Ḥazm, 2003.
  • Māwardī. Adab ad-dīn wa-d-dunyā.

Autor*innen und Referenzen

Dieser Artikel wurde verfasst von: Bahattin Akyol.


  1. Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Arabisch–Deutsch, Wiesbaden: Harrassowitz, 1985, 693.
  2. Çağrıcı, Mustafa, „Sabır“, TDV İslam Ansiklopedisi, Istanbul: Türkiye Diyanet Vakfı Yayınları, 2008.
  3. Çağrıcı, „Sabır“.
  4. Ġazālī, al-Maqṣad al-asnā fī šarḥ maʿānī asmāʾ Allāh al-ḥusnā, Beirut: Dār Ibn Ḥazm (2003), S.139.
  5. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 463.
  6. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 463f.
  7. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 464f.
  8. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 465f.
  9. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 466f.
  10. Māwardī, Adab ad-dīn wa-d-dunyā, S. 467f.