§28

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Personalpronomen

Personalpronomina (Pl.), wie dtsch. ich, du, er, sie, es, usw. sind in erster Näherung kleine Wörter, die im Kontext bekannte Personen oder Dinge wieder aufgreifen, insbesondere den/die Sprecher/in (ich), Angesprochene (du, ihr) und den/die/das, worüber gesprochen wird (er, sie, es, sie). Sie stehen grammatisch an denselben Stellen, an denen auch Substantive stehen können (paradigmatische Austauschbarkeit).

Suffix

Suffix (Pl. Suffixe; von lat. suffixum ‘angestecktes’) ist eine sprachwissenschaftliche Bezeichnung für eine sauber abtrennbare Endung.

Personalpronomina I: „Suffixpronomina“

Das ältere Ägyptisch besitzt drei Reihen von Personalpronomina. Eine davon ist die Reihe der sog. „Suffixpronomina“. Diese Pronomina können – quasi aus mangelnder lautlicher Kraft – nicht allein stehen, sondern müssen sich immer an ein vorangehendes Wort anlehnen. In der Transkription werden sie daher traditionell mit einem schrägen Gleichheitszeichen („“) angeschlossen.


Da es im Ägyptischen, anders als im Deutschen, keine grammatischen Fälle („Kasus“) gibt, ergibt sich die genaue Übersetzung eines Personalpronomens im Detail (d.h. z.B. als ‘ich’, ‘mich’, ‘mir’ oder ‘mein’) erst durch die Berücksichtigung der grammatischen Konstruktion, in der es auftaucht.


Die Suffixpronomina flektieren nach Person, Numerus und Genus. Sie haben folgende Formen und Schreibungen:

Per-
son
Nume-
rus
Genus Suffix Schreibungen Übersetzungen
1. Singular ⸗j 𓀀 (Normalfall);
𓀻, 𓀭, 𓀯, … (auf Monumenten);
𓏤; 𓇋, 𓇋𓀀 (Sargtexte u.ä.)
ich, mein, mir, mich’
2. Mask. ⸗k 𓎡 du, dein, dir, dich’
Fem. ⸗ṯ
(bzw. ⸗t)
𓍿 (Normalfall); 𓏏
(vgl. §17 (2))
3. Mask. ⸗f 𓆑 (je nach Genus im Deutschen:)
er, sein, ihm, ihn’
sie, ihr’
es, sein, ihm, es’
Fem. ⸗s 𓋴; 𓊃
1. Plural ⸗n 𓈖𓏥 wir, unser, uns’
2. ⸗ṯn
(bzw. ⸗tn)
𓍿𓈖𓏥, 𓍿𓈖 ; 𓏏𓈖𓏥, 𓏏𓈖
(vgl. §17 (2))
ihr, euer, euch’
3. ⸗sn 𓋴‌𓈖𓏥, 𓋴‌𓈖 ; 𓊃𓈖𓏥, 𓊃𓈖 sie, ihr, ihnen’
Unpersönlich ⸗tw 𓏏𓅱, 𓏏‌𓏲 ‘man’

In ⸗s und ⸗sn kann statt 𓋴 immer optional 𓊃 geschrieben werden (vgl. §17 (1)). In ⸗ṯ und ⸗ṯn kann statt 𓍿 optional 𓏏 geschrieben werden; transkribiert wird aber häufig etymologisierend, d.h. nicht ⸗t bzw. ⸗tn, sondern die etymologisch zu erwartende Form ⸗ṯ bzw. ⸗ṯn (vgl. §17 (2)).

Der Grammato-Klassifikator 𓏦, 𓏪 (Plural) kann fehlen.

Zum Verweis auf dualische Referenten werden im Mittelägyptischen die Pluralformen verwendet.

(Der folgende Abschnitt kann ggf. zunächst übergangen werden.)

Vertiefende Anmerkungen:

Die unpersönliche Form ⸗tw bildet sich erst im Laufe der Sprachgeschichte heraus und ist im früheren Mittelägyptischen noch unüblich.

Das Suffixpronomen der 1. Person Singular war sehr wahrscheinlich kein Konsonant, sondern der Vokal /ī/. Als Vokal bleibt dieses Suffixpronomen im Altägyptischen auch regelmäßig ungeschrieben. Die Schreibung 𓇋 ist als mater lectionis, d.h. als Behelfslesehinweis auf einen Vokal zu verstehen (Werning 2016). Die übrigen Schreibungen der 1sg versteht man am besten als Grammato-Klassifikator für 1sg (𓀀 und 𓏤) – sowohl für Männer als auch Frauen, Götter, Schlangen, … ! – bzw. als spezifischer (semantischer) Klassifikator Ehrwürdiger (𓀻), König (𓀯), Gott (𓀭), u.a.m., jeweils an einem nicht geschriebenen, vokalischen /ī/. Traditionell werden aber alle diese Schreibweisen als ⸗j transkribiert.

Literaturhinweise

Allen (²2010: Kap. 5.1–3); Schenkel (⁵2012: Kap. 5.1.2.1)

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


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Daniel A. Werning. 26.7.2018. "§28", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A728%26oldid=650 (Zugriff: 23.11.2024).

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