§87

Aus Hieroglyphisch-Ägyptische Grammatik

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Erkennung Nominaler Verbalformen

Für die Identifizierung von Suffixkonjugationsformen (Abk. „SKF“) als Nominale Verbalformen (Abk. „Nominale Vf.“) kann man einige Faustregeln formulieren:


(1) Eine SKF mit fragender Adverbialphase (Adverb, Präpositionalphrase) ist eine Nominale Vf.

Erläuterung: Fragende Adverbialphrasen sind natürlicherweise Rhema eines Satzes. Das Ägyptische nutzt dann in aller Regel die Emphatische Konstruktion (§85).


(2) Eine SKF eines Verbs ult. infirmae mit redupliziertem vorletztem Konsonant ist eine Nominale Vf. (Satzanfang) oder eine Relativform (Satzmitte, dazu später).

Erläuterung: Reduplikation bei Verben ult. inf. kommt sonst nur bei der Imperfektiven Nf. (§83) vor, sowie bei der Imperfektiven Relativform §101.


(3) Ein sḏm.n(⸗f) von intransitiven Verben, insbesondere von Bewegungsverben, ist eine Nominale Vf. (Satzanfang) oder eine Relativform (Satzmitte, dazu später).

Erläuterung: Bei intransitiven Verben wird eine normale Vergangenheitsaussage in aller Regel nicht mit dem Anterior formuliert, etwa **jw jj(j).n⸗j ‘**Ich habe gekommen’, sondern mit dem Resultativ, z.B. jw⸗j jj(j).kw ‘Ich bin gekommen’ (§71).


(4) Ein (nicht-negiertes) sḏm.n.tw(⸗f) ist eine Nominale Vf.

Erläuterung: Eine normale passive Vergangenheitsaussage wird nicht mit dem t(w)-Passiv des Anterior formuliert (**jw sḏm.n.tw⸗j), sondern bei pronominalem Subjekt mit dem Resultativ (jw⸗j sḏm.kw ‘Ich bin/wurde gehört’) und bei voll-nominalem Subjekt mit dem sḏm(.w)-Passiv (jw sḏm(.w) ḫrw ‘Eine Stimme wurde gehört.’) (§81). Im negierten Fall (n(j) sḏm.n.tw(⸗f)) gibt es aber keine Beschränkung.


(5) Ein mit 𓂜 n(j) negiertes sḏm.n(⸗f) (n(j) sḏm.n(⸗f), n(j) sḏm.n.t(w)(⸗f)) ist der normale, verbale Anterior (keine Nominale Vf.). Die o.g. Faustregeln zum sḏm.n(⸗f) gelten somit nur für den nicht-negierten Fall. Ein von 𓂜 𓇋𓋴 n(j) js umklammertes sḏm.n(⸗f) ist aber die Nominale Vf. als Teil einer Emphatischen Konstruktion.

Erläuterung: a) Das negierte n(j) sḏm.n(⸗f) steht mit seiner Bedeutung als Negation von zeitlos-generellen Aussagen (§46) mit anderen Verbalformen in Konkurrenz als die nicht-negierte Form sḏm.n(⸗f). b) Die umklammernde Negation n(j) js ist typisch für Nominalsätze (§64) und die Emphatische Konstruktion (§85).


(6) Ein sḏm.n(⸗f) direkt am Satzanfang, d.h. insbesondere ohne Partikel davor, ist keinesfalls ein einfacher Anterior-Hauptsatz, sondern eine Nominale Vf. (§85, §86), ein sequentieller Anterior-Hauptsatz (‘und …’; §78) oder ein adverbieller Anterior-Nebensatz (‘nachdem …’ ; §78).

Erläuterung: Im einfachen Hauptsatz mit Anterior kann dieser nicht direkt am Satzanfang stehen (§34).


(7) Ein scheinbar „präsentisches“ sḏm(⸗f) direkt am Satzanfang ist keinesfalls ein einfacher Imperfektiv-Hauptsatz, sondern eine Nominale Vf. (§85, §86), ein sequentieller Imperfektiv-Hauptsatz (‘und …’; §78) oder ein adverbieller Imperfektiv-Nebensatz (‘wobei …’ ; §78).

Erläuterung: Im einfachen Hauptsatz mit Imperfektiv kann dieser nicht direkt am Satzanfang stehen (§34).

Literaturhinweise

Allen (²2010: ch. 25.16).

Siehe Bibliographie (teilweise mit Links zu online verfügbaren Werken).


Übungseinheit

Nach diesem Paragraphen können Sie Übung 20: Nominale Verbalformen machen.



Zitieren Sie diese Version dieser Seite:

Daniel A. Werning. 26.6.2018. "§87", Digitale Einführung in die hieroglyphisch-ägyptische Schrift und Sprache, Humboldt-Universität zu Berlin, http://hdl.handle.net/21.11101/0000-0007-C9C9-4?urlappend=index.php?title=%C2%A787%26oldid=381 (Zugriff: 28.3.2024).

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